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Der Absturz der deutschen Solarindustrie scheint gebremst

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

München - Der Absturz der deutschen Solarindustrie war rasant, doch sie ist nicht komplett untergegangen. Der Solarboom im Ausland und Solarstrom-Speicher für die Selbstversorgung sorgen zur Münchner Messe Intersolar für Hoffnung. Zuvor ging es für die ehemalige Vorzeigebranche steil bergab: Unzählige Betriebe gingen unter dem Druck der asiatischen Billig-Konkurrenz pleite, die Zahl der Arbeitsplätze halbierte sich innerhalb weniger Jahre auf rund 60.000. Aber entgegen vieler Prognosen ist die Solarbranche in Deutschland nicht untergegangen, sondern erfindet sich neu.

Wohin geht die Reise der deutschen Solarindustrie?

Tendenziell weg von der Produktion, hin zur Entwicklung komplexer Solarprojekte, für die das deutsche Know-How weltweit gefragt ist. Vor allem in den USA, aber auch in vielen Ländern Asiens und Afrikas erlebt die Solarenergie einen Boom - und der nutzt auch den deutschen Firmen. "Im Ausland setzt man sehr auf die Kompetenz aus Deutschland", sagte der Vertriebschef norwegischen Solarmodulherstellers REC, Luc Graré, der Nachrichtenagentur dpa zum Start der Messe Intersolar am Mittwoch in München. Die Messe ist mit mehr als 1000 Ausstellern der weltweit größte Branchentreff der Solarindustrie. Ein großes Thema auf der Messe sind in diesem Jahr neue Speicher-Lösungen für die Selbstversorgung mit Solarstrom.

Warum stürzte die deutsche Solarbranche so rasant ab?

Nach der Kürzung der Solarförderung ging die Nachfrage nach Solaranlagen in Deutschland deutlich zurück. Zudem sorgten Billig-Module aus Asien für massive Konkurrenz der Hersteller hierzulande. Als einer der wenigen deutschen Produzenten überlebte das Bonner Unternehmen Solarworld diesen Kampf mit einigen Blessuren.

"Wir sind die letzten Mohikaner" beschrieb Gründer Frank Asbeck vor wenigen Monaten die Lage nach dem Ausleseprozess der vergangenen Jahre. Ein relevanter Mitspieler aus Deutschland ist zudem noch der Kasseler Solar-Zulieferer SMA Solar, der nach einem massiven Stellenabbau wieder auf die Rückkehr in die Gewinnzone hofft. Daneben sind unter anderem Projektentwickler im Solargeschäft aktiv und Hersteller von Maschinen, mit denen die Solaranlagen hergestellt werden können. "Man kann nicht sagen, dass das Licht ausgeknipst wäre", sagt Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW), Carsten Körnig, der sich seit Jahren für die Interessen der deutschen Hersteller einsetzt.

Wollen die Deutschen Häuslebauer keine Solaranlagen auf dem Dach?

Doch, die Zustimmung zur Solarenergie ist sehr hoch. Nicht zuletzt das große Interesse am Flug des Schweizer Sonnenfliegers "Solar Impulse 2" hat in den vergangenen Wochen gezeigt, wie groß die Begeisterung für die Solarenergie in Deutschland ist. Größtes Hindernis sind trotz deutlich gesunkener Preise aber die Kosten: Weil sich die Anlagen für Häuslebauer frühestens nach einem Jahrzehnt rechnen, schrecken viele vor der Anschaffung zurück. Hoffnungen setzt die Branche aber auf Energiespeicher, mit denen sich der erzeugte Solarstrom für die Selbstversorgung nutzen lässt. Mit den Speichern wird der tagsüber erzeugte Strom auch in den Abendstunden zur Verfügung gestellt. Bis zu 80 Prozent des Strombedarfs könnte ein Haushalt auf diese Weise decken. Die Kosten für eine kombinierte Solarstromanlage mit Speicher bewegen sich allerdings immer noch in einer Größenordnung von 10 000 bis 15 000 Euro.

Können die Solar-Stromspeicher den deutschen Markt anheizen?

Das Potenzial ist zumindest groß: Von den 1,5 Millionen Häusern in Deutschland, die eine  Solarstromanlage auf dem Dach haben, nutzen nach Angaben des Branchen-Verbandes erst 15 000 auch einen Solarspeicher. Viele Anbieter arbeiten derzeit daran, die Speicher optimal mit dem Haus zu vernetzen. So kündigte der Solar-Spezialist SMA vor wenigen Tagen die Zusammenarbeit mit dem Energieunternehmen Lichtblick an. Ziel der Kooperation sind sogenannte Schwarm-Speicher - also der Zusammenschluss mehrerer Solarstrom-Speicher, die damit wetterbedingte Schwankungen der Stromversorgung besser ausgleichen können. Hinzu kommen viele mittelständische Betriebe, die sich - zum Teil auch aus Image-Gründen - für die Solar-Stromnutzung interessieren.