dena erwartet nach Wirtschaftskrise steigende Stromkosten
Stand: 25.03.2009
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Berlin - Mit Überwindung der Wirtschaftskrise erwartet die Deutsche Energie-Agentur dena steigende Stromkosten. Die Unternehmen müssten deshalb jetzt kräftig in Energieeinsparungen investieren, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen, sagte dena-Chef Stephan Kohler am Mittwoch in Berlin. Mit der Konjunktur werde auch die Energie- Nachfrage ansteigen, betonte er auf einer Pressekonferenz des internationalen Energieforums "Word Energy Dialogue". Auch dessen Vorsitzender, der frühere CDU-Umweltminister Klaus Töpfer, forderte, Energieeffizienz und Ökoenergien gegen Rezession und Klimawandel einzusetzen. "Es geht darum, zwei Krisen mit einer Klappe zu schlagen." Die Industrie forderte ein Energiekonzept der Regierung und mehr Unabhängigkeit von russischen Erdgaslieferungen.
Jüngste Studien rechneten beim Strompreis mit einem Anstieg um mindestens 50 Prozent, sagte Kohler. Der Grund sei, dass der Bau neuer, effizienter Kraftwerke in Deutschland nicht schnell genug vorankomme und Strom aus alten Anlagen bei hohen Kohlendioxid- Emissionen (CO2) und knapper fossiler Brennstoffe teurer werde. "Um eine sichere, risikoarme, bezahlbare und nachhaltige Versorgung zu gewährleisten, müssen dringend zusätzliche hocheffiziente Kohle- und Gaskraftwerke mit einer Kapazität von rund 12 000 Megawatt bis 2020 gebaut werden."
Hierbei fordert Töpfer aber strengste klimapolitische Auflagen. So sollte die Genehmigung von Kohlekraftwerken an die CO2-Verringerung um mindestens 300 Gramm je Kilowattstunde Strom gebunden werden. "Sonst gibt es eben keine Zulassung", sagte Töpfer. Ohne eine solche Schadstoffreduzierung seien die Klimaschutzziele nicht zu erreichen. Die geplante spätere CO2-Abpaltung aus dem Kraftwerksprozess und die Speicherung unter der Erde (CCS: Carbon Capture and Storage) seien technologisch vorläufig nicht in Sicht, sagte Töpfer. Deshalb solle man bei der Energieerzeugung eher auf den Wiedereinsatz von CO2 bauen. Der "World Energy Dialogue" wird im Rahmen der Hannover Messe vom 20 bis 24. April unter anderem mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) fortgeführt.
Die Bundesregierung konnte sich erwartungsgemäß noch nicht auf einen CCS-Gesetzentwurf verständigen. Trotz Annäherungen in zentralen Fragen zwischen den beiden federführenden Ministerien für Wirtschaft und Umwelt wurde der Kabinettsbeschluss dazu vertagt. Der große CO2- Entlastungsschritt durch CSS wird von vielen Fachleuten zwar frühestens nach 2015 erwartet, die Unternehmen verlangen aber wegen der hohen Investitionen bereits jetzt nach Rechtssicherheit. Der Bundesverband Erneuerbare Energie forderte eine Überarbeitung des Gesetzes. So müsse der Erschließung regenerativer Energiequellen auch im Bergrecht ein gesetzlicher Vorrang eingeräumt werden.
Die Energieagentur forderte auch vorrangig den Ausbau der großen Stromleitungen um mindestens 850 Kilometer, um den Windstrom aus dem Norden zu den Verbrauchszentralen im Süden zu transportieren, sowie mehr dezentrale Anlagen für Strom- und Wärmeerzeugung. Wie Kohler setzt auch Töpfer auf den Durchbruch bei der Speicherung von Strom aus Windkraftanlagen sowie für den Elektroantrieb von Autos. Hierbei erwartet Bosch-Manager Joachim Fetzer, dass der Antrieb von Lithium- Ionen-Akkus sehr bald die Autolandschaft revolutionieren werde: Ende 2010 serienmäßig in Hybrid-Fahrzeugen (die neben dem Elektroantrieb zugleich noch auf den bisher üblichen Verbrennungsmotor angewiesen sind) und von 2011 an in reinen Elektroautos.