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Das CO2-Problem wächst schneller als die Wirtschaft

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dapd

Frankfurt/Main - Seit zehn Jahren verzeichnen die G-20-Staaten erstmals wieder ein stärkeres Wachstum des CO2-Ausstoßes im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung. Demnach legten die CO2-Emissionen um 5,8 Prozent zu, während das Wirtschaftswachstum nur 5,1 Prozent betrug.

Dies teilte die Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC) am Dienstag in Frankfurt am Main mit. Die sogenannte CO2-Intensität, die das Verhältnis von CO2-Emissionen zum realen Bruttoinlandsprodukt darstellt, verschlechterte sich um 0,6 Prozent. Grund für den Anstieg des CO2-Ausstoßes ist laut einer PwC-Studie der anhaltende Wirtschaftsaufschwung in den stärker von fossilen Energieträgern abhängigen Schwellenländern. Zudem seien der ungewöhnlich kalte Winter, die starken Preissenkungen bei Erdöl gegenüber Erdgas sowie der verlangsamte Ausbau regenerativer Energien für den Anstieg verantwortlich.

Den höchsten relativen Emissionsanstieg verzeichneten 2010 Brasilien mit 11,3 Prozent, China mit 10,4 Prozent und Indien mit 9,1 Prozent. Australien senkte den CO2-Ausstoß hingegen um 8,2 Prozent. Laut PwC gerät damit das sogenannte Zwei-Grad-Ziel, wonach die globale Durchschnittstemperatur gegenüber vorindustriellen Zeiten nicht um mehr als zwei Grad Celsius steigen soll, außer Reichweite. Um dieses Klimaziel zu erreichen, müssten die CO2-Emissionen von 2000 bis 2050 weltweit um 80 Prozent gesenkt werden und damit die CO2-Intensität jährlich um etwa zwei Prozent sinken. 

Millionengeschäft mit CO2-Zertifikaten

Wie zudem herauskam, wird ein EU-Instrument zur Senkung des CO2-Ausstoßes stattdessen für Deals in Millionenhöhe genutzt. Den europäischen Emissionshandel gibt es seit 2005. In insgesamt 30 europäischen Ländern nehmen rund 11.000 Fabriken und Kraftwerke daran teil, in Deutschland sind es knapp 2.000. Für jede Tonne Kohlendioxid, die in einem dieser Werke ausgestoßen wird, muss der Konzern Verschmutzungsrechte vorweisen - pro Tonne CO2 ein Zertifikat.

Eine Studie der britischen Umweltorganisation Sandbag, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde, zeigt, dass der Emissionshandel nicht etwa zu Verlusten bei der Schwerindustrie führt. Bei der Verteilung sei die deutsche Schwerindustrie großzügig mit kostenlosen Zertifikaten bedacht worden. Zur Halbzeit der laufenden Handelsphase hätten allein zehn Unternehmen 60,2 Millionen überschüssige Emissionsgutschriften angehäuft. Bei einem Preis von 13 Euro pro Zertifikat entspricht dies 782 Millionen Euro. Bis Ende 2012 könnte das Guthaben auf Verschmutzungsrechte für insgesamt 88 Millionen Tonnen CO2 mit einem Gegenwert von 1,1 Milliarden Euro steigen.

Kein Anreiz zur Senkung des CO2-Ausstoßes

Der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, sprach von einer Gelddruckmaschine. Durch diese Überausstattung fehle jeglicher Anreiz, CO2-Emissionen zu mindern, beklagte Bryony Worthington von Sandbag. Größter Profiteur des Systems ist demnach Thyssen Krupp, dicht gefolgt von Arcelor Mittal. Allein Thyssen Krupp sitzt demnach auf Zertifikaten im Wert von knapp 20 Millionen Tonnen Kohlendioxid mit einem Gegenwert von 253,6 Millionen Euro. Arcelor Mittal verfügt über Rücklagen für knapp 14 Millionen Tonnen CO2 mit einem Gegenwert von 179 Millionen Euro.

Das Nachsehen hat nach Darstellung der Autoren die Energiebranche. Um die großzügige Zuteilung im Industriebereich auszugleichen, habe die Bundesregierung die Energieversorger zu knapp ausgestattet, da diese Branche dem internationalen Wettbewerb nicht so stark ausgesetzt sei.