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Castor-Zug erreicht nach 68 Stunden Umladestation in Dannenberg

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Gorleben - Der Castor-Transport hat nach massiven Protesten und Gleisblockaden am Montagmorgen Dannenberg erreicht. Der Schwerlastzug kam rund 68 Stunden nach seinem Start in Frankreich gegen 09.30 Uhr an, teilt die Polizei mit. Atomkraftgegner und Polizei im Wendland stellen sich auf eine weitere lange Nacht ein. Schon jetzt ist klar: Auch wenn die Protestierer völlig übermüdet sind, widerstandslos weichen sie nicht.

Der Widerstand gegen den Castor hat eine neue Dimension erreicht: Schon vor seiner Ankunft im Zwischenlager Gorleben ist klar, dass der Transport der bisher längste und am härtesten umkämpfte sein wird. Er soll frühestens in der Nacht zum Dienstag sein Ziel erreichen.

Derweil geht politische Streit über die Atompolitik der Bundesregierung unvermindert heftig weiter. "Wer längere Laufzeiten für Atomkraftwerke beschließt, darf sich nicht über längere Laufzeiten für Castor-Transporte wundern", sagt Wolfgang Ehmke, Sprecher der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg.

In der Nacht zum Montag war der Transport mit dem hoch radioaktiven Atommüll von der größten Massenblockade aufgehalten worden, die es in der Geschichte des Wendlandes gab: Mehr als 3500 Menschen stürmten die Bahngleise und schliefen dort teilweise auch. Die Polizei räumte die Strecke am Morgen, anschließend rollte der Zug weiter und erreichte Dannenberg.

Vor dem Ziel, dem Zwischenlager Gorleben, kampierten am Montag nach Polizeiangaben 1500 Menschen. Die Atomkraftgegner stellten sich auf eine lange Nacht ein. Sie appellierten an die Polizei, sich auf dem letzten Abschnitt Zeit zu lassen, damit es nicht zu Gewalt kommt.

Die Gewerkschaft der Polizei beklagte eine extreme Belastung der Einsatzkräfte. Sie erklärte, die bundesweit letzten Reserven seien ins Wendland beordert worden. Mittlerweile sind nach Gewerkschaftsangaben 20 000 Polizisten im Einsatz.

In der Nacht hatte der Zug gut zwölf Stunden in der Nähe von Dahlenburg zwischen Lüneburg und Dannenberg gestanden. Die Deutsche Polizei-Gewerkschaft erklärte, Grund für den Stopp seien nicht nur Blockaden gewesen, viele Polizisten seien auch am Ende ihrer Kräfte.

Die Bundesregierung betonte dennoch, die Polizei sei nicht überfordert. Die Fläche entlang der Strecke sei sehr groß. Die Regierung sei sich bewusst, dass die Polizisten einen schwierigen Einsatz leisteten, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.

Gleisblockaden, massive Proteste und gewaltsame Ausschreitungen hatten den Castor-Transport seit Freitag begleitet. Die Polizei setzte immer wieder Schlagstöcke, Pfefferspray und auch Wasserwerfer gegen Demonstranten ein. Am Montag blieb es aber zunächst überall ruhig.

Polizisten und Atomkraftgegner bezichtigten sich gegenseitig, die Situation angeheizt zu haben. Greenpeace berichtete, eine Strahlenmessung des Zuges durch Experten der Umweltschutzorganisation sei erst nach einer Konfrontation mit der Bundespolizei erlaubt worden. Greenpeace erklärte, zwar liege die Strahlung unter den gesetzlich erlaubten Grenzwerten, die Bewertung der Schädlichkeit von Neutronenstrahlung sei aber wissenschaftlich umstritten.

In Berlin ging der politische Streit über den Transport unvermindert weiter. SPD-Chef Sigmar Gabriel wies der Bundesregierung die Schuld an den verschärften Auseinandersetzungen zu. Die Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke habe die Proteste wieder explosionsartig steigen lassen, sagte frühere SPD- Umweltminister. Auch Grünen-Chefin Claudia Roth sagte, die Bundesregierung müsse diese Entscheidung zurücknehmen.

Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) verteidigte den Transport erneut. Die Entsorgung von Abfällen aus Kernenergie sei notwendig und ohne Alternative. Atomkraftgegner forderten Röttgen auf, umgehend nach Gorleben zu kommen. Dies lehnte der Minister aber ab. Er versprach einen Besuch vor Weihnachten.