Castor-Transport soll heute Richtung Gorleben starten
Stand: 23.11.2011
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Lüneburg/Valognes - Zum 13. Mal soll ab heute ein Castor-Transport mit hoch radioaktivem Atommüll aus Frankreich nach Gorleben rollen. Polizei und Castor-Gegner bereiten sich auf den Ausnahmezustand vor.
Der Zug wird sich nach Informationen von Atomkraftgegnern am Nachmittag (14.36) im französischen Valognes in Bewegung setzen - einen Tag früher als zunächst geplant. An der Ankunftszeit im niedersächsischen Gorleben soll sich jedoch nichts ändern. Nach rund 1200 Kilometern Wegstrecke wird der 13. Castor-Transport am Wochenende im Wendland erwartet. Schon vor der Abfahrt des Zuges gab es in Frankreich Proteste.
Nach Angaben des französischen "Netzwerks Atomausstieg" ("Reseau Sortir du Nucleaire") beteiligten sich gut hundert Menschen am Dienstag in Volognes an der Demonstration gegen die Atomindustrie. Der Greenpeace-Mitarbeiter Andree Böhling schätzte ihre Zahl auf rund 150. "Für deutsche Verhältnisse mag das wenig erscheinen, aber in Frankreich ist das ein ermutigender Start einer stärker werdenden Anti-Atomkraftbewegung", sagte er der Nachrichtenagentur dpa.
Da die Verladestation für den Castor-Transport zwei Kilometer vom Bahnhof entfernt liegt, gab es laut Böhling kein großes Polizeiaufgebot. Charlotte Mijeon vom "Netzwerk Atomausstieg" beklagte dennoch einen Versuch der Behörden, den Protest zu "kriminalisieren" und vor Ort ein Klima der Angst zu schaffen.
20.000 Polizeibeamte in Deutschland im Einsatz
In Deutschland sollen rund 20.000 Beamte den Transport der Castoren mit dem deutschem Atommüll aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague schützen. Anti-Atomkraft-Initiativen planen entlang der Strecke zahlreiche Proteste. Sorgen bereitet den Behörden die Kampagne "Castor schottern". Wie im vergangenen Jahr hat die Gruppe dazu aufgerufen, massenhaft Steine aus dem Gleisbett der Strecke zu entfernen.
Atomkraftgegner und Polizei rechnen aber nicht damit, dass in diesem Jahr mehr Castor-Gegner als im Vorjahr ins Wendland kommen. Die überregionale Mobilisierung sei geringer, hieß es bei der Polizei-Einsatzleitung in Lüneburg. 2010 war es den Atomkraftgegnern immer wieder gelungen, den Zug zu stoppen oder Nachschubwege für die Einsatzkräfte zu blockieren. Mit 33,5 Millionen Euro hatte der Castoreinsatz auch Rekordkosten verursacht.
Grüne: "Gorleben wurde politisch willkürlich ausgewählt"
Nach Ansicht der Grünen wurde Gorleben nie in einem wissenschaftlichen Auswahlverfahren zum möglichen Endlager bestimmt. Zu diesem Schluss kommt die Partei in einem Zwischenbericht zum Bundestags-Untersuchungsausschuss, aus dem die "Berliner Zeitung" (Mittwoch) zitiert. Damit verbiete sich jeder weitere Transport nach Gorleben, sagte die Grünen-Obfrau im Ausschuss, Sylvia Kotting-Uhl, dem Blatt.
"Gorleben wurde politisch willkürlich und unter großem Druck ausgewählt", betonte sie. Da jeder zusätzliche Castor nach Gorleben den Druck erhöhe, den Salzstock zum Endlager zu küren, müssten die AKW-Betreiber die Zwischenlagerung des Mülls an den AKW-Standorten beantragen, forderte die Grüne.
Vor knapp zwei Wochen hatte Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) nach einem Treffen mit Vertretern aller Bundesländer die bundesweite Suche nach einem Atommüll-Endlager angekündigt. Es gehe darum, den sichersten Standort für ein Endlager zu finden. Gorleben wird aber weiter erkundet.