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Castor-Transport erreicht nach 92 Stunden Zwischenlager Gorleben

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa | dapd

Gorleben/Berlin - Der wohl teuerste Castor-Transport hat mit mehr als eintägiger Verspätung am Dienstag das Zwischenlager Gorleben erreicht. Die Schwerlaster waren am Morgen um 8.34 Uhr vom Verladebahnhof Dannenberg gestartet. Tausende Einsatzkräfte der Polizei sicherten die Strecke im niedersächsischen Wendland. Das nur 20 Kilometer lange Teilstück zwischen Verladebahnhof und Atommüll-Zwischenlager war in den Vorjahren oft das schwierigste, weil es zwischen Polizei und Castor-Gegnern am härtesten umkämpft war. Doch dieses Mal ging alles ganz schnell: Nur knapp eine Stunde brauchte der Konvoi für das letzte Teilstück.

Vor dem Zwischenlager wurde erst am Morgen die letzte Sitzblockade mit mehreren tausend Demonstranten geräumt. Die Menschen hatten dort insgesamt 44 Stunden ausgeharrt und den Weg versperrt. Vor dem Verladebahnhof Dannenberg verzögerten am Montagabend zwei Greenpeace-Mitglieder die Abfahrt der Tieflader mehr als zwölf Stunden lang. Sie hatten sich in einem als Bierlaster getarnten Lkw an einen Betonblock fixiert. Die Polizei setzte Bohrhämmer und schweres Spezialwerkzeug ein, um die beiden loszubekommen.

Zudem räumten die Beamten auch eine Betonpyramide, an die sich Bauern gekettet hatten. Insgesamt waren 20.000 Polizeibeamte im Einsatz, um den Transport sicher ans Ziel zu bringen. Sowohl Polizisten als auch Demonstranten waren am Ende des Transports mit ihren Kräften am Ende.

Der Transport der elf weißen Castorbehälter dauerte mit rund 92 Stunden deutlich länger als seine elf Vorgänger seit 1995. Noch nie war der Widerstand so heftig wie in diesem Jahr. Demonstranten reisten aus ganz Deutschland an, um gegen den Transport zu protestieren. Sie campierten teilweise tagelang auf der Straße oder übernachteten auf den Gleisen, um den Zug aufzuhalten. Bis auf wenige Ausschreitungen am Sonntag bliebe der Protest allerdings friedlich.

Die Menschen im Wendland befürchten, dass das Zwischenlager zum atomaren Endlager werden könnte. Die Wut der Menschen richtet sich auch gegen die Verlängerung der Laufzeiten für die Atomkraftwerke. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) stellte am Dienstag klar, dass alternative Standorte für ein Endlager erst erkundet würden, wenn Gorleben sich als ungeeignet erweise. "Man kann nicht zwei- oder dreimal Gorleben in Deutschland stemmen", sagte er im Nachrichtensender n-tv.

Meinungen

Der Grünen-Fraktionschef im Bundestag, Jürgen Trittin, forderte eine transparente und ergebnisoffene Suche nach einem Endlager. Er habe Zweifel an der Eignung von Gorleben, sagte er dem "Kölner Stadt- Anzeiger" (Dienstag). Der Bundestag will am Mittwoch über die Demonstrationen im Wendland diskutieren.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, machte die Bundesregierung mitverantwortlich für die Heftigkeit der Proteste. Wer den Grundkonsens in der Atompolitik aufgebe, müsse damit rechnen, dass dies in der Gesellschaft zu Konflikten führe, sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung" (Dienstag). Bei den Auseinandersetzungen entlang der Bahnstrecke gab es nach Angaben der Kampagne "Castor Schottern" fast 1.000 Verletzte.

Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, befürwortet Sitzblockaden gegen den Castor-Transport nach Gorleben als legitime Protestform. "Wenn es in dieser Weise geschieht, denke ich, ist es ein gutes Zeichen für unsere Demokratie", sagte Schneider am Dienstag im ARD- "Morgenmagazin". Gewalttätige Auseinandersetzungen wie zwischen Atomkraftgegnern und Polizisten am Wochenende lehnte der rheinische Präses aber deutlich ab.

Die Atomkraftgegner im Wendland bewerten ihre Proteste gegen den Castor-Transport nach Gorleben als großen Erfolg. "Wir haben gezeigt, dass mit uns gerechnet werden muss", sagte die Vorsitzende der Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, Kerstin Rudek, am Dienstag in Trebel. Die Absicht von Bundesregierung und Energiewirtschaft, hochradioaktiven Atommüll in den Salzstock Gorleben zu bringen, sei "durch diese Proteste hinfällig" geworden.