Bundestag beschließt Offshore-Haftung: Verbraucher in der Pflicht
Stand: 29.11.2012
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP | dapd
Berlin - Netzbetreiber werden künftig in Haftung genommen, wenn Offshore-Windanlagen nicht rechtzeitig ans Stromnetz angeschlossen werden können. Das hat der Bundestag am Donnerstag beschlossen. Für Verbraucher ist die Neuregelung mit weiteren Kostensteigerungen verbunden.
Für betriebsbereite Anlagen auf hoher See sollen deren Betreiber künftig einen Entschädigungsanspruch gegenüber den Netzbetreibern haben. Die Entschädigungspflicht ist auf jeweils 17,5 Millionen Euro je Schadenereignis begrenzt. Bei Überschreiten dieser Grenze und bei Schäden, die nicht von den Netzbetreibern verschuldet sind, sollen die Kosten über eine "Entschädigungsumlage" auf die Stromverbraucher abgewälzt werden. Diese neue Umlage wird auf eine Höchstgrenze von maximal 0,25 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt.
Teil des Gesetzes sind auch Regelungen für Kraftwerke, wonach die Netzbetreiber und die Bundesnetzagentur die Möglichkeit erhalten sollen, die Stilllegung "systemrelevanter" Kraftwerke zu verhindern. Unternehmen sollen dann eine Entschädigungszahlung erhalten.
Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Joachim Pfeiffer (CDU), räumte "zeitliche Verzögerungen" beim Anschluss der Windparks auf hoher See ein, warb aber dafür, den Blick nach vorne zu richten. Offshore-Windenergieerzeugung habe ein großes Potenzial. "Wir haben die Chance, bis 2020 acht bis zehn Prozent der Stromproduktion und bis 2050 25 bis 30 Prozent der gesamten Stromproduktion aus Offshore zu produzieren." Auch leiste Offshore-Energie einen Beitrag zur Systemstabilität.
Opposition kritisiert Flickschusterei
Die Opposition kritisierte das Vorhaben der Regierung dagegen scharf. SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil warf der Regierung "Flickschusterei" vor. Das Gesetz schaffe neue Ungerechtigkeiten. "Das gefährdet Beschäftigung, Arbeitsplätze und eine sichere Energieversorgung in diesem Land", fügte er hinzu. Auch Planungssicherheit werde mit dem Gesetz nicht gewährleistet. Rösler habe es nicht geschafft, die Chancen zu nutzen, die in den erneuerbaren Energien lägen. "Sie verspielen die Chance für das Industrieland Deutschland", hielt er dem FDP-Minister entgegen.
Die Linken-Abgeordnete Barbara Höll warf der Regierung vor, den Energieversorgern einen Blankoscheck auszustellen, da nicht klar sei, wie hoch die geplante "Stilllegungsprämie" sei, sondern diese per Verordnung beschlossen werden solle. Der Grünen-Abgeordnete Oliver Krischer bezeichnete die Vorlage der Regierung als "Bankrotterklärung". Die Regierung sei dabei, nach der Solarbranche nun auch die Offshore-Windenergie kaputt zu machen.
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