Bundesnetzagentur: Startschuss für beschleunigten Netzausbau
Stand: 19.07.2011
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Bonn - Die Bundesnetzagentur hat am Dienstag den Startschuss für den vorgesehenen beschleunigten Ausbau der Stromnetze in Deutschland gegeben. In den kommenden sechs Wochen haben die Energiekonzerne und die Öffentlichkeit die Möglichkeit, zu vier Szenarien über die künftige Struktur der deutschen Stromversorgung Stellung zu nehmen, welche von den deutschen Übertragungsnetzbetreibern erarbeitet wurden. Dies teilte Matthias Kurth, der Präsident der Bundesnetzagentur, in Bonn mit.
Die Szenarien sollen die Grundlage für die Planung neuer Höchstspannungstrassen durch Deutschland bilden. Dabei variiert vor allem der Anteil, den die erneuerbaren Energien 2020 an der Stromerzeugung haben werden. Er schwankt je nach Szenario zwischen 35 und 46 Prozent des Stromverbrauchs.
Doch werde voraussichtlich bei keinem der Szenarien ein Weg an einem deutlichen Ausbau des deutschen Höchstspannungsnetzes vorbeiführen, sagte Kurth. Denn schon heute zeichne sich ab, dass die erneuerbaren Energien nicht zu einer dezentraleren Energieerzeugung führen würden, sondern eher zu mehr Zentralisation. So werde Windkraft überwiegend in Norddeutschland produziert werden. Mit dem ersten Spatenstich für die im beschleunigten Verfahren von der Netzagentur geplanten Trassenprojekte rechnet Kurth allerdings frühestens in den Jahren 2015 oder 2016.
Schon in den kommenden zwei Jahren könnten allerdings bis zu 800 Kilometer neue Höchstspannungstrassen in Betrieb genommen werden, deren Genehmigungsverfahren zurzeit noch von den Ländern vorangetrieben würden, sagte Kurth. Dies werde für die Stromnetze wesentliche Erleichterungen bringen. Danach gehe es darum, beim Netzausbau mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien Schritt zu halten.
Noch keine Entscheidung über AKW-Kaltreserve
Erst Ende August soll die Entscheidung fallen, ob einer der im Zuge des Atommoratoriums stillgelegten deutschen Altreaktoren vorläufig als Kaltreserve in Bereitschaft gehalten wird. Kurth sagte dazu, man sei bisher keineswegs festgelegt. Derzeit laufen nach seinen Worten umfangreiche Untersuchungen, ob ausreichend konventionelle Erzeugungskapazitäten vorhanden sind, um auch im kommenden Winter die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Dabei würden auch kleinere Kraftwerke mit Leistungen von nur 20 Megawatt berücksichtigt. Ende August werde man sagen können, ob einer der Altreaktoren benötigt werde - und wenn ja, welcher der Reaktoren in Bereitschaft gehalten werden solle.
Der Hintergrund: Experten befürchten, dass es durch die Abschaltung der Altreaktoren im Herbst und Winter vor allem in Süddeutschland zu Netzzusammenbrüchen kommen könnte. Denn gerade hier fehlt es durch die Abschaltung der Kernkraftwerke an Strom. Abhilfe soll in den nächsten Jahren der Ausbau der erneuerbaren Energien und des Stromnetzes bringen.
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