Bundesnetzagentur: keine Blackout-Gefahr bei AKW-Abschaltungen
Stand: 23.05.2011
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Berlin - Trotz der vorübergehenden Abschaltung eines Großteils der 17 deutschen Atomkraftwerke besteht nach Angaben der Bundesnetzagentur nicht die Gefahr, dass es zu einem Blackout kommen könnte. "Die Lage ist kritisch, aber noch beherrschbar", bestätigte ihr Präsident Matthias Kurth in der "Passauer Neuen Presse" (Samstag). Die Stromnetzbetreiber seien vorbereitet und steuerten gegen, zudem liege der Stromverbrauch in Deutschland momentan auch nicht auf Spitzenniveau.
Für rund eine Woche liefern nur noch 4 der 17 Atommeiler Strom. Neben den im Rahmen des Atommoratoriums stillstehenden acht AKW und vier weiterer wegen Wartungsarbeiten abgeschalteten Anlagen geht auch das RWE-Kernkraftwerk Emsland bei Lingen für drei Wochen vom Netz.
Der Präsident der Bundesnetzagentur geht dennoch davon aus, dass das Netz stabil gehalten werden kann. "Revisionsarbeiten bei einem Kohlekraftwerk wurden verschoben", sagte Kurth. Die Situation werde auch dadurch etwas entschärft, "dass wir durch viel Sonnenschein derzeit viel Solarenergie produzieren."
Anders wäre es im Winter. "Dann haben wir es mit hohem Verbrauch zu tun, aber vergleichsweise wenig Einspeisung aus Solarenergie im Süden", sagte Kurth. Aber wenn es im Sommer durch lange Hitzeperioden zu Niedrigwasser in den Flüssen komme, könnte die Lage ebenfalls kritisch werden. "Kraftwerke, die auf Kühlung angewiesen sind, müssen bei Niedrigwasser eventuell abgeschaltet werden. Das betrifft nicht nur Kernkraftwerke, sondern kann auch konventionelle Kraftwerke betreffen."
Netzbetreiber hatten vor Blackout gewarnt
Am Sonntag hatten die Übertragungsnetzbetreiber EnBW Transportnetze AG (Karlsruhe), 50hertz (Berlin), Amprion (Dortmund) und Tennet (Bayreuth) davor gewarnt, dass es bei einem dauerhaften Aus für bis zu acht Kernkraftwerke gerade im Winter zu kaum noch beherrschbaren Situationen kommen könnte. Als Gründe nannten sie die geringere Menge von Solarstrom und weniger Importmöglichkeiten, da andere Länder dann auch einen erhöhten Strombedarf haben.
Wegen der Katastrophe in Japan hatte die Regierung acht Meiler im Zuge eines Moratoriums zeitweise stillgelegt, was das Netz vor neue Herausforderungen stellt. Am 6. Juni will die Regierung über den Atomausstieg entscheiden.
Röttgens Sprecherin sagte nicht, ob die Warnungen konkrete Auswirkungen darauf haben könnte, wie viele Atomkraftwerke nach Ende des Moratoriums im Juni für immer vom Netz bleiben müssen. Die gesicherte Leistung, die zur Verfügung steht, werde immer höher sein, als der zu Spitzenzeiten benötigte Strom, betonte die Sprecherin. Es gehe vor allem um ein Transport-, nicht um ein Angebotsproblem.