Berlin (dpa) - Das von der großen Koalition erhoffte Wachstum an Bioenergie für besseren Klimaschutz und Energiesicherheit stößt nach Einschätzung von Umweltschützern an Grenzen. So könne ein überzogener Anbau von Energiepflanzen wie Raps und Mais nicht nur heimische Agrar- und Nahrungsmittel verdrängen, sondern auch neue Monokulturen und Schädlinge zur Folge haben. Holz dürfe nicht durch hemmungsloses Ausschlachten von Wäldern zum Heizen eingesetzt werden, forderte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) am Mittwoch in Berlin. Der Einsatz der noch ungesicherten Gentechnik sowie unlizenzierter Importe von Biomasse müsse vom Gesetzgeber unterbunden werden, verlangte BUND-Energieexperte Werner Neumann.
Angesichts der nur begrenzten Verfügbarkeit von Biomasse müsse deren effizienter Einsatz "oberstes Gebot" sein. In Deutschland sei der Anbau von Raps und Mais in Monokulturen 2006 im Vergleich zum Vorjahr um rund 25 Prozent gestiegen. Ähnliche Zuwächse seien für 2007 zu erwarten. Umweltverträglich lässt sich Biomasse nur im Ökoanbau erzeugen. Danach müsse die Förderung nach dem Gesetz über
erneuerbare Energien (EEG) künftig ausgerichtet werden.
Kritisch sehe er einen vermehrten Einsatz von Biokraftstoffen in Sprit fressenden Motoren oder auch Kraftwerken, sagte Neumann. "Vorzuziehen ist ihr Einsatz in effizienten Anlagen der Kraft-Wärme- Koppelung (
KWK) zur Erzeugung von Strom und Wärme." Der KWK-Bonus müsse bei der anstehenden Neufassung des EEG weiter erhöht werden. Beim Import von Palmöl als billigem Ökospritersatz aus Malaysia und Indonesien liegt Deutschland laut BUND bereits auf dem vierten Platz. Damit verbunden sei die klimaschädliche Rodung der Regenwälder.
Mit KWK-Anlagen könne es zum Ausbau effizienter
Nahwärmenetze kommen. Diese seien im übrigen umweltfreundlicher als die vielen oft schadstoffintensiven Holzbefeuerungen, zu denen auch Kaminöfen und zum Teil Holzpellet-Öfen gehören. Die hierbei mögliche Freisetzung von Schadstoffen wie Feinstaub müsse reduziert werden. Die Förderung von Biomasseanlagen müsse die besten Standards zur Voraussetzung haben, alle Gesetze und Verordnungen seien dem anzupassen.
BUND-Agrarexperte Hubert Weiger erklärte: "Nachwachsende Rohstoffe können einen wichtigen Beitrag liefern, ohne fossile Energien und ohne Atomenergie auszukommen." Dabei müssten sowohl Anbau als auch Import von Energiepflanzen sowie deren Verwertungskette klaren ökologischen Kriterien genügen. "Nur bei einer positiven Energie- und Ökobilanz ist der Einsatz nachwachsender Rohstoffe und erneuerbarer Energien akzeptabel. Wenn das nicht der Fall ist, steht zwar Bio drauf, aber dahinter verbergen sich Umweltzerstörung und Nahrungsmittelknappheit." Ein überzogener Anbau von Energiepflanzen würde auch den Flächenverbrauch steigern, sagte Weiger. Über einen Bonus im
Erneuerbare-Energien-Gesetz lasse sich der Ökoanbau von Energiepflanzen gezielt fördern. Die Nutzung von Reststoffen müsse Vorrang haben vor erweiterten Energieanbauflächen.
Biomasse
Biomasse in Form von Holz, Pflanzen wie Raps oder Deponiegasen hat sich in den letzten Jahren zu einem zentralen Träger erneuerbarer Energien entwickelt. Das gilt nicht nur von den Mengen her, sondern auch wegen der vielseitigen Verwendung für die drei Energiebereiche
Strom, Wärme sowie Kraftstoffe.
Mit 5,5 Prozent Anteil am gesamten Wärmeverbrauch der Deutschen war Biomasse im Jahr 2006 unter den erneuerbaren Energien weiterhin ausschlaggebend für diesen Markt. Das geht aus Daten von Bundesumweltministerium, Forschungsinstituten und vom Bund für Umwelt und Naturschutz hervor. Allein die Zahl der Holzpellets-Heizanlagen verdoppelte sich 2006 im Vergleich zum Vorjahr.
Auch für Biosprit (Biodiesel und Ethanol) ist der Weg geebnet, seitdem die Bundesregierung wachsende Pflichtanteile zur Beimischung zu herkömmlichen Kraftstoffen beschlossen hat. Bereits 2008 war der Biosprit-Absatz in Deutschland von 2,3 Millionen Tonnen 2005 auf 2,8 Millionen Tonnen 2006 gestiegen. Möglich wurde dies durch die gestiegenen Öl- und Benzinpreise.
Beim Stromverbrauch haben erneuerbare Energien mit 11,8 Prozent zwar den größten Anteil neben Kohle- und Atomstrom. Dazu trug Biomasse 2006 aber nur zu 3 Prozent bei, während die Windenergie mit 5 Prozent und Wasserkraft mit 3,5 Prozent beteiligt waren. Stark zugenommen hat dabei die Verstromung von Biogas, die sich wegen de