Bürgeranleihe für Finanzierung von Stromleitung kaum nachgefragt
Stand: 12.08.2013
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Berlin - Die sogenannte Bürgeranleihe zum Ausbau des Stromnetzes stößt auf wenig Begeisterung. Für das Pilotprojekt Westküstenleitung, das Strom von der Nordseeküste in den Süden Schleswig-Holsteins bringen soll, zeichneten bislang erst 250 Interessenten die entsprechende Anleihe, wie die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Angaben des Netzbetreibers Tennet berichtete. Die Zeichnungssumme bewege sich im einstelligen Millionenbereich. Angestrebt war eine Beteiligung der Bürger in Höhe von 40 Millionen Euro. Die Zeichnungsfrist läuft noch bis Ende August.
Die Anleihe für die Westküstenleitung können nur Haushalte in den Kreisen Nordfriesland und Dithmarschen zeichnen. Tennet schrieb 160.000 Haushalte an.
Das Pilotprojekt soll erst der Anfang sein: Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) hatten sich Anfang Juli mit den vier Netzbetreibern auf ein Konzept für Bürgeranleihen geeinigt. Sie hoffen, dass sie damit den Netzausbau beschleunigen und die Akzeptanz für neue Leitungen erhöhen können. Die Mindesteinlage soll bei etwa 1000 Euro liegen. Anwohner in unmittelbarer Nähe neuer Leitungen sollen bevorzugt werden.
Die Regierung schätzt, dass bis 2023 rund 20 Milliarden Euro in neue Netze investiert werden müssen. Die Bürgerbeteiligung soll bis zu 15 Prozent dieser Investitionssumme einbringen.
Verbraucherschützer allerdings warnen vor Bürgeranleihen nach dem Modell, das Tennet in Schleswig-Holstein anbietet. Wer investiert, trägt demnach das Risiko eines Totalverlustes und kann den Kredit, den er dem Konzern mit der Anleihe gibt, nie kündigen. Die Laufzeit ist unbefristet, so dass die Anleihe nur an der Börse verkauft werden kann. Den angekündigten Zins von fünf Prozent gibt es für Anleger demnach frühestens nach Baubeginn. Der könne sich durch Gerichtsverfahren verzögern, da es Widerstände in der Region und bei Umweltschützern gibt.