Hamburg/Rügen (dpa) - Der Bau von zwei Offshore-Windparks in der Ostsee vor Rügen ist gescheitert. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hat am Dienstag nach eigenen Angaben die Projekte "Adlergrund" mit 80 Anlagen sowie "Pommersche Bucht" mit zunächst 70 Anlagen abgelehnt. Begründet wurde dies mit den möglichen ökologischen Auswirkungen der östlich und nordöstlich Rügens geplanten Anlagen besonders auf geschützte Vogelarten. Damit hat das BSH erstmals Offshore-Projekte abgelehnt, sagte ein Sprecher.
Die beiden Offshore-Vorhaben der Winkra Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft (Hannover) und der OWP Adlergrund GmbH (Erkelenz) waren bei Umweltverbänden, Fischern und der Tourismusbranche heftig umstritten. Der Bund hatte im Mai 2004 die betroffenen Gebiete als besonders schützenwerte Meeresgebiete an die EU gemeldet. Vor allem geschützte Vogelarten wie Seetaucher, Eis-, Samt- und Trauerenten rasten in diesen Gebieten.
Die beiden ablehnenden Entscheidungen verdeutlichen nach Angaben von BSH-Präsident Peter Ehlers, dass sich nicht jedes Seegebiet für jede Art mariner Nutzung eignet. Die Entscheidungen seien kein generelles Signal - weder für noch gegen Offshore-Windenergie. Vielmehr werde deutlich, an welch strengen Massstäben sich der zu prüfende Antrag auf die Errichtung von Offshore-Windenergieanlagen hinsichtlich der Schutzgüter Schifffahrt und Meeresumwelt messen lassen muss.
Der Umweltverband WWF und NABU begrüssten die Entscheidung. "Wir sind positiv überrascht über das Ergebnis", sagte der Leiter des WWF- Ostseebüros Jochen Lamp. Das BSH habe sehr differenziert geurteilt und damit ein Stück Glaubwürdigkeit zurückgewonnen. Auch die Tourismusbranche auf Rügen reagierte positiv auf die Ablehnung. "Aus touristischer Sicht ist die Entscheidung zu begrüssen", sagte der Geschäftsführer der Tourismuszentrale, Raymund Kiesbye. Der Tourismusverband Rügens hatte vor allem einen Imageverlust der Insel bei den Urlaubern befürchtet.
Die Antragsteller haben mit Enttäuschung auf die Ablehnung reagiert. "Wir prüfen, ob wir Einspruch gegen die Entscheidung einlegen werden", sagte eine Sprecherin von der Winkra Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft. Das Unternehmen hatte 2001 mit der Planung begonnen und umfangreiche Umweltverträglichkeitsuntersuchungen veranlasst.
Beim BSH laufen derzeit Verfahren für 31 weitere Windpark- Projekte, davon 27 in der Nord- und vier weitere in der Ostsee. Davon wurden bisher sieben Projekte für
Windenergieanlagen mit Pilotphasen von maximal 80 Anlagen sowie eine Stromkabelanbindung in der Nordsee genehmigt, teilte das BSH mit. Im Laufe des nächsten Jahres will das BSH Entscheidungen zu drei weiteren vor Rügen geplanten Projekten treffen.