Potsdam/Cottbus (dpa) - Die anhaltend hohen Energiekosten lassen Verbraucher in Brandenburg immer häufiger nach Alternativen Ausschau halten. Auch Firmen wollen vor dem Hintergrund saftiger Rechnungen für Heizkosten sparsamer mit Energie umgehen, wie eine dpa-Umfrage ergab. Wirtschaftskammern und Verbraucherschützer bieten dazu Informationen und Seminare an. Ausserdem sind Energieberater im Land unterwegs.
"Etwa seit Jahresbeginn, als auch die
Energiepreise anzogen, beobachten wir eine stärkere Nachfrage nach alternativen Energien", sagte Harry Marschke, betriebswirtschaftlicher Referent im Fachverband Sanitär Heizung Klempner Klima Land Brandenburg. Das betreffe sowohl den privaten als auch den gewerblichen Bereich. Selbst grosse Vermieter suchten neue Möglichkeiten und wollten sich ihrer Verantwortung stellen. "Da kommt Bewegung hinein."
Die kommunalen Wohnungsvermieter haben nach Angaben des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e. V. (BBU) bisher erheblich in Technik und
Wärmedämmung investiert. Die Vermieter versuchten, Energie sparende Verfahren zu nutzen, wenn sich diese rechnen, sagte Geschäftsführer Wolfgang Schönfelder. "Diese Investitionen ziehen aber Mieterhöhungen nach sich." Für die Unternehmen sei es schwierig, kostengünstig auf alternative Energien zurückzugreifen. Die Konzerne würden die Preise trotz sinkenden Verbrauchs anheben.
Marschke zufolge fragen Interessen nach dem gesamten Spektrum alternativer Energien und Brennstoffe - von der Sonne über
Biogas bis hin zu Hackschnitzeln. "Den Verbrauchern wird zunehmend klar, dass Heizen mit alternativen Energien gegenüber fossilen Brennstoffen Ersparnisse bringt. Die ziemlich aufwendigen Anlagen amortisieren sich schneller, werden günstiger." Von einem Boom in der Branche könne aber noch nicht gesprochen werden. "Das schlägt erst langsam auf die kleinen Betriebe um. Es gibt Nachfragen und wir beginnen zu bauen."
Auch die
Verbraucherzentrale Brandenburg registriert ein steigendes Interesse. "Es gehen sehr viele Anfragen ein", berichtete die Leiterin des Energieprojekts bei der Verbraucherzentrale, Sylvia Schönke. Die Menschen wollten rechtlich, aber auch fachlich beraten werden. "Sie interessiert, was sie ändern können, um Kosten zu sparen." Es gehe auch um umweltfreundliche Heizmethoden. Fallmanager besuchten Mieter zu Hause, um optimale Lösung an Ort und Stelle zu finden. "Diesen Service bieten wir seit Jahresbeginn an." Das Thema bleibe aktuell:"Viele Verbraucher werden erst wach, wenn die Jahresabrechnung kommt."
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus unterstütze Projekte, durch die
erneuerbare Energien langfristig zu wirtschaftlich vernünftigen Konditionen erzeugt werden könnten, sagte IHK-Sprecher Nils Ohl. Für die Mitgliedsunternehmen gebe es Beratungen sowie Seminare, so beispielsweise zur Wirtschaftlichkeit von Wärmepumpen. Zudem bietet die IHK Cottbus zu entsprechenden Förderprogrammen von Land, Bund und EU Beratungen an und kooperiert mit Partnern wie dem Zentrum für Energie Brandenburg e.V. (CEBra e.V.).
"Die steigenden Kraftstoff- und Energiepreise betreffen Handwerksbetriebe aller Branchen", stellte die Pressesprecherin der Handwerkskammer Cottbus, Veronika Martin, fest. Vor allem kleine und mittleren Unternehmen könnten mit den Anbietern von Strom, Gas und Kraftstoff nicht über Sonderkonditionen verhandeln. Von den hohen Benzin- und Dieselpreise sind etwa 95 Prozent der Firmen betroffen.
Auch in der Meisterausbildung spielt das Thema eine Rolle. So vermittelt die Handwerkskammer den angehenden Installateur- und Heizungsbauermeistern Kenntnisse über Energiespar-Berechnungen, Solartechnik und Wärmepumpen.