Brandbrief: Verzögerte Offshore-Anbindung kostet Millionen
Stand: 26.06.2012
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Berlin - Führende RWE-Manager haben bereirts zum zweiten Mal per Brief an die Bundesregierung appelliert, die Anbindung von Offshore-Windparks zu beschleunigen. Die Verluste beliefen sich inzwischen auf dreistellige Millionenbeträge. Die gesamte Branche fordert schnelles Handeln.
Das Energieunternehmen RWE sieht wegen der sich immer weiter verzögernden Anbindung seines Windparks Nordsee-Ost einen Schaden im dreistelligen Millionenbereich. Die Verzögerung des Netzanschlusses durch Probleme beim Netzbetreiber Tennet betrage inzwischen 15 Monate, heißt es in einem Brief von Vorstand Leonhard Birnbaum und des Chefs der Ökoenergie-Sparte Fritz Vahrenholt an Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP). Der Brief liegt der Deutschen-Presse-Agentur vor, zunächst hatte das "Handelsblatt" darüber berichtet. Geplant war, dass die Anlage vor Helgoland ab 2013 Strom liefern kann, nun dürfte es frühestens 2014 so weit sein.
Mit dem Bau des Windparks mit einer Leistung von 295 Megawatt kann ohnehin erst so richtig begonnen werden, wenn ein klares Datum für den Netzanschluss vorliegt. Die Investition von mehr als einer Milliarde Euro drohe unwirtschaftlich zu werden, kritisiert RWE in dem Schreiben, das auch an Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) ging. Tennet habe am 1. Juni in einer Mitteilung eine weitere Verzögerung um mehrere Monate angezeigt, ohne das zu konkretisieren.
Haftungsfragen endlich klären
RWE forderte die AG Beschleunigte Netzanbindung von Wirtschafts- und Umweltministerium auf, rasche Lösungen durchzusetzen, etwa beim Schadensersatz. Rösler hatte bis zum Sommer Gesetzesvorschläge angekündigt, um die Windparks zügiger an das Netz anschließen zu können. Ein Hemmschuh sind unklare Haftungsfragen, dies bremst auch die Kapitalbeschaffung bei Tennet.
Diskutiert wird zur Klärung der Haftungsfrage, ob Netzbetreiber künftig Ausgleichszahlungen gegenüber den Betreibern von Windparks geltend machen können, die durch Leitungsprobleme beim Windstrom entstehen. Diese könnten wiederum über den Strompreis hereingeholt werden. Die Anbindungskosten für Windparks auf See werden über die Netzentgelte auf die Stromkunden umgelegt - auch deshalb kann der Strompreis steigen. Bis 2030 sollen Windparks in Nord- und Ostsee mit einer Leistung von 25 000 Megawatt entstehen und so 15 Prozent des Strombedarfs in Deutschland decken.
Hauptthema auf der "Windforce"
Die Windenergiebranche fordert von der Politik dringend Rahmenbedingungen für den Anschluss der Windparks vor der Küste an das Stromnetz. "Ohne Netzanschluss wird es keinen Offshore-Wind und damit auch keine Energiewende geben", sagte der Geschäftsführer der Windenergie-Agentur WAB, Ronny Meyer, am Dienstag bei der Eröffnung der Offshore-Messe "Windforce 2012" in Bremen.
Auf der Messe zeigen mehr als 260 Aussteller aus Deutschland, Europa und Übersee bis zum Freitag ihre Produkte und Dienste rund um die Stromerzeugung in Windparks auf hoher See. "Nach den großen Krisen, die die Küste schon erlebt hat, gibt es jetzt exzellente Voraussetzungen für die Zukunft," sagte Bremens Wirtschaftssenator Martin Günthner unter Bezug auf die Offshore-Windindustrie. Er kündigte an, Bremen werde weitere 30 Millionen Euro in die Erschließung des Offshore-Hafens Bremerhaven investieren. Parallel zur Messe werden ab Mittwoch auf einer Konferenz rund 800 Experten der Branche zusammen treffen. Bis 2030 sollen Windparks in Nord- und Ostsee mit einer Leistung von 25 000 Megawatt entstehen und so 15 Prozent des Strombedarfs in Deutschland decken.