BNA kritisiert Strompreiserhöhungen - Wechselaufruf
Stand: 29.12.2010
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Berlin - Der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, hat die Erhöhungen der Strompreise zu Anfang des neuen Jahres scharf kritisiert. In den letzten zwei Jahren seien die Beschaffungskosten deutlich gesunken, von 12 bis 13 Cent auf jetzt 5 bis 6 Cent. "Und das sind nicht Spotpreise, also aktuelle Preise, sondern Preise, mit denen sie sich als Stromlieferant ein ganzes Jahr lang eindecken können", erklärte Kurth am Mittwoch im Berliner Inforadio. Ebenso seien die Netzkosten in den vergangenen vier Jahren deutlich gesunken. Er monierte, dass die sinkenden Preisbestandteile nicht an alle Kunden weitergegeben würden.
Das Kundenverhalten spiele dabei eine große Rolle, ergänzte Kurth. "Denn 45 Prozent der Kunden sind noch in einem recht teuren Grundlasttarif, das ist der teuerste Tarif überhaupt." Die Strompreise variierten aber. Der Kunde könne einen Preis von 20 Cent bekommen, aber auch von 26 Cent. Die Mittelpreise lägen bei 23 Cent. Viele Stromanbieter hätten Billigtarife außerhalb ihres Vertriebsgebiets. "Und die sind deutlich günstiger. Dort, wo man Kunden gewinnen will, ist man günstig. Dort, wo man träge, angestammte Kunden hat, kann man es sich erlauben, auch die Preise zu erhöhen."
Es wäre schon ein Fortschritt, wenn die Kunden die Preise vergleichen würden, fügte Kurth hinzu. "Wir haben vor über drei Jahren die Wechselmöglichkeiten sehr erleichtert. Es ist ein ganz einfacher Prozess ohne große Komplikationen, man ist auch sicher, man ist immer versorgt." Die Kunden könnten durch einen einfachen Anbieterwechsel sogar 200 bis 300 Euro im Jahr sparen.
Es sei zwar richtig, dass die Umlage für die erneuerbaren Energien im nächsten Jahr um circa 1,5 Cent pro Kilowattstunde steige, sagte Kurth zum Argument der Stromkonzerne. "Aber das ist ja nur ein Teil des Strompreises." Und zu bestimmten Zeiten dämpften die erneuerbaren Energien auch die Strompreise.
Kurth sagte weiter, das Kartellamt untersuche seit zwei Jahren die Angebotspreise an der Strombörse. Die Ergebnisse würden im Januar oder Februar vorgestellt.
Auch Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) kritisiert die Erhöhungen und ruft die Verbraucher zum Anbieterwechsel auf. "Wettbewerb kann nur funktionieren, wenn die Verbraucher ihre Rolle als Marktteilnehmer aktiv wahrnehmen", erklärte Brüderle am Mittwoch in Berlin. Im Falle von Preiserhöhungen bedeute dies, über einen Anbieterwechsel nachzudenken. Verbraucher könnten dadurch nicht nur Geld sparen, sondern gäben auch dem Wettbewerb einen Schub.