Blitze werden überschätzt: Warum es keine Blitzkraftwerke gibt
Stand: 27.08.2010
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Soest - Die Gewalt der Blitze hat die Menschen schon immer beeindruckt . Bei den alten Griechen schleuderte Zeus die Blitze vom Himmel, bei den Germanen war Thor der Herr über Licht und Donner. Man kann sich, besonders angesichts der Diskussion um erneuerbare Energien, nun fragen, warum der Mensch diese Energie nicht zur umweltfreundlichen Stromgewinnung nutzt - und warum es keine Blitzkraftwerke gibt.
"In einem Blitz steckt weit weniger Energie, als viele Menschen annehmen", sagt Jan Meppelink vom Fachbereich für Elektrische Energietechnik der Fachhochschule Südwestfalen in Soest. Seine enorme Zerstörungskraft erhält der Blitz nur dadurch, dass beim Einschlag die Energie in extrem kurzer Zeit frei wird. "Würde man die elektrische Energie eines Blitzes dagegen über einen langen Zeitraum gleichmäßig verbrauchen, wäre die Leistung sehr schwach. Damit könnte man gerade mal ein Ei kochen", sagt Meppelink.
Ein Großteil der Energie geht schon beim Blitzschlag selbst verloren. Das macht dieses Himmelsspektakel für uns so eindrucksvoll: Im Blitzkanal wird die elektrische Energie in Wärme, Licht und Druckwellen umgewandelt. Am Einschlagsort bleibt dadurch nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen Energie übrig.
Abgesehen von der schwachen Leistung wären Blitze auch eine sehr unzuverlässige Energiequelle: Weltweit gibt es zwar ständig Gewitter und nach Schätzungen täglich bis zu 30 Millionen Blitze, aber wo und wann sie auftreten, ist nicht vorhersagbar. "Pro Quadratkilometer schlagen in Deutschland im Durchschnitt beispielsweise nur etwa drei bis vier Blitze im Jahr ein", sagt Meppelink. Ein Blitzkraftwerk wäre somit die meiste Zeit über arbeitslos und wenn tatsächlich mal ein Blitz einschlagen würde, könnte es sich mit der erhaltenen Energiemenge nicht einmal selbst ausreichend versorgen.