Bericht: Stromkosten spalten deutsche Industrie
Stand: 24.10.2013
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Berlin - Nirgendwo in Europa ist die Differenz beim Strompreis zwischen der Großindustrie und kleineren Unternehmen so extrem wie in Deutschland. Laut einem Vorabbericht des Wirtschaftsmagazins "Capital" vom Mittwoch bezahlen die häufig von Abgaben und Steuern befreiten Großverbraucher in Deutschland knapp 6,4 Cent pro Kilowattstunde. Dagegen werden mittelgroße Unternehmen, die zumeist Abgaben wie die EEG-Umlage bezahlen müssen, mit 12,8 Cent je Kilowattstunde zur Kasse gebeten.
Das Magazin beruft sich auf Zahlen des EU-Statistikamtes Eurostat für das erste Halbjahr 2013. Demnach zahlen Großunternehmen im EU-weiten Durchschnitt rund sieben Cent pro Kilowattstunde und damit mehr als in Deutschland. Mittelgroße Unternehmen zahlen EU-weit laut Eurostat rund elf Cent pro Kilowattstunde und damit deutlich weniger als in Deutschland.
Wie "Capital" weiter berichtet, sorgt die Kluft bei den Strompreisen auch zu Spannungen innerhalb des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). "Wir sehen das Auseinanderdriften der Industrie bei den Strompreisen mit Sorge. Die Verteilung der Lasten ist derzeit nicht fair, das ist doch klar", sagte ein BDI-Insider dem Magazin.
Hintergrund der Preisschere sind Ausnahmeregeln für die Industrie bei der Ökostromförderung. Während Großverbraucher von weitgehenden Rabatten bei der EEG-Umlage profitieren, sofern die Stromkosten mehr als 14 Prozent der Wertschöpfung ausmachen, müssen Betriebe, die die Grenzwerte nicht erreichen, die steigenden Belastungen voll tragen. Zum anderen profitieren Konzerne, die ihren Strom über die Börse beschaffen, von den drastisch gesunkenen Großhandelspreisen.