Bericht stellt Ende für AKW Fessenheim bis 2016 in Frage
Stand: 30.09.2014
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Straßburg - Die vom französischen Staatschef François Hollande versprochene Schließung des Atomkraftwerks Fessenheim im Elsass bis Ende 2016 ist in einem parlamentarischen Bericht in Frage gestellt worden. Die Autoren, der konservative Abgeordnete Hervé Mariton und der Sozialist Marc Goua, empfehlen in dem am Dienstag veröffentlichten Bericht, das Abschalten der Reaktoren am Oberrhein aus Kostengründen zu verschieben.
Die beiden Abgeordneten beziffern die Kosten für eine Schließung des Akw Fessenheim, dessen beide Reaktoren 1977 und 1978 in Betrieb genommen wurden und damit die ältesten in Frankreich sind, auf fünf Milliarden Euro. Allein der französische Stromerzeuger und Akw-Betreiber EDF könnte demnach eine Entschädigung von vier Milliarden Euro fordern. Angesichts der "angespannten Haushaltslage" Frankreichs solle Fessenheim daher nicht wie geplant bis Ende 2016 vom Netz genommen werden.
Umweltministerin Ségolène Royal widersprach den Abgeordneten in Bezug auf die Kosten. "Das Abschalten von Fessenheim wird keine fünf Milliarden Euro kosten", sagte die Sozialistin dem Radiosender France Inter. Die Entscheidung werde "im allgemeinen Interesse des Landes getroffen", versicherte Royal. Sie werde sich dabei nicht von "eigenartigen Berechnungen" beeinflussen lassen.
Der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) bekräftigte die Forderung nach einem Abschalten der direkt am Rhein und damit an der deutschen Grenze gelegenen Anlage. "Das Kernkraftwerk in Fessenheim muss spätestens Ende 2016 vom Netz", erklärte er. Hollande habe die Schließung bis Ende 2016 versprochen und Royals Sonderbeauftragter für internationale Beziehungen, Jean-Louis Bianco, habe dies noch vor drei Wochen bestätigt. "Darauf verlassen wir uns!", betonte der Grünen-Politiker.
Umweltschützer in Frankreich, Deutschland und der Schweiz fordern bereits seit Jahren die Stilllegung des Akw Fessenheim, das als besonders pannenanfällig gilt. Über das Thema Fessenheim wird die französische Nationalversammlung demnächst bei den Beratungen über einen Gesetzentwurf zur Energiewende diskutieren. Der Entwurf sieht vor, dass der Energieverbrauch in Frankreich bis 2050 gegenüber dem Stand 2012 um die Hälfte reduziert werden soll. Der Anteil des Atomstroms am Energieverbrauch soll bis 2025 von derzeit 75 auf 50 Prozent zurückgefahren werden.