Belgien kann vorzeitige AKW-Abschaltung unterbinden
Stand: 06.07.2012
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Brüssel - In Belgien wurde eine Laufzeitverlängerung des ältesten Atommeilers beschlossen. Falls der Betreiber die Anlage doch vorher vom Netz nehmen möchte, kann die Regierung die Kontrolle übernehmen. Die Angst vor Versorgungsengpässen ist groß.
Belgiens Regierung will die am Mittwoch beschlossene Laufzeitverlängerung für einen der ältesten Atommeiler des Landes womöglich auch zwangsweise gegen den Betreiber Electrabel durchsetzen. "Es gibt einen Mechanismus, der einem Betreiber die Schließung einer Anlage verbieten kann", sagte Energiestaatssekretär Melchior Wathelet am Donnerstag dem Radiosender RTBF. Er berief sich auf Vorkehrungen gegen einen Versorgungsnotstand und führte aus, dass der Staat eine Anlage notfalls "beschlagnahmen könnte".
Es geht um den Meiler Tihange 1 rund 70 Kilometer von Aachen in der Wallonie, der 1975 in Betrieb genommen wurde. Die belgische Regierung unter Elio Di Rupo hatte am Mittwoch entschieden, ihn statt 2015 erst 2025 vom Netz nehmen zu lassen und dies mit sonst drohenden Energieengpässen begründet.
Nach dem Regierungsbeschluss drohte Electrabel, eine Tochter des französischen Konzerns GDF Suez, indirekt damit, die mit einer Verlängerung verbundenen notwendigen Investitionen von einer geschätzten halben Milliarde Euro zu unterlassen. Es sei zweifelhaft, ob sich Investitionen in dieser Höhe wirtschaftlich rechnen würden, hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens. Generell war 2003 in Belgien ein vollständiger, stufenweiser Atomausstieg bis 2025 beschlossen worden, der in der Zwischenzeit mehrfach revidiert wurde. Es bleibt aber bei der Frist bis 2025.