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Beim Ausbau der Stromnetze besteht nach wie vor Uneinigkeit

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Berlin - In einigen Gebieten Deutschlands seien die Grenzen der Netzstabilität beinahe erreicht, warnt Umweltminister Norbert Röttgen (CDU). Insbesondere in ostdeutschen Ländern wie Sachsen-Anhalt, wo die Stromnetze aufgrund der dünnen Besiedelung eher schwach sind, aber immer mehr Windparks gebaut werden, kommen die Leitungen schon jetzt an stürmischen Tagen an ihre Grenzen. Daher soll im Jahr 2011 eine Offensive beim Netzausbau starten - doch ob das gelingt, ist fraglich.

Denn für die Betreiber gibt es bisher wenig Anreize, massiv zu investieren. Deshalb wird überlegt, eventuell mit höheren Entgelten und vereinfachten Genehmigungsverfahren nachzuhelfen.

Die Formel, die alle Beteiligten beim Netzausbau akzeptieren, ist einfach: Ohne hunderte Kilometer an neuen Stromautobahnen ist der Ausbau der Solar- und Windenergie nicht zu schaffen. Denn sonst kann der Windstrom von der Küste nicht etwa nach München transportiert werden.

Dann hören aber auch schon die Gemeinsamkeiten auf: Im November legte die Deutsche Energieagentur (dena) nach 2005 die zweite Netzstudie vor - auf dieser Basis wird der Leitungsausbau in den nächsten Jahren geplant. Laut der dena sind 3600 Kilometer an neuen Hochspannungsleitungen bis 2020 notwendig.

Umweltverbände weisen das zurück - mit intelligenten Lösungen, mehr Energiespeichern und einer Ertüchtigung der bestehenden Netze wäre der Bedarf weit geringer. Die 3600 Kilometer würden mit einer Anbindung der Hochsee-Windparks knapp 10 Milliarden Euro kosten.

Da es vielerorts gegen riesige Strommasten, die die Landschaft verschandeln und nach Meinung der Kritiker gesundheitsschädigend sind, Widerstand gibt, fordern Bürgerinitiativen die Verlegung von Erdkabeln. Zu teuer und unattraktiv, sagen die Netzbetreiber. Die dena kommt auf Kosten von bis zu 29 Milliarden Euro.

Bei einer Drehstrom-Freileitung muss eine 200 Meter breite Waldschneise gerodet werden, kritisieren Bürgerinitiativen. Bei einer Erdkabelleitung müsse nur eine 30 Meter breite Schneise gerodet werden. Die höheren Baukosten könnten nach 18 bis 20 Jahren durch geringere Übertragungsverluste infolge der Hochspannungs-Gleichstromübertragung ausgeglichen werden.

Dena-Chef Stephan Kohler aber betont, je nach Technik und Bodenbeschaffenheit seien Erdkabel drei- bis fünfmal so teuer wie Überlandleitungen. Zudem seien unterirdische Stromleitungen störanfälliger und Reparaturen dauerten länger. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) betont: "Diese Mehrkosten tragen letztlich die Stromverbraucher."

Bisher ist das deutsche Stromnetz aber trotz aller Warnungen eines der stabilsten: Nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft liegen die jährlichen Stromausfälle in Deutschland mit 18 Minuten pro Einwohner deutlich unter denen in Frankreich (51 Minuten) und Großbritannien (61 Minuten).