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Bau von Offshore-Windparks wird logistische Herausforderung

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Bremerhaven - Vor der deutschen Nordseeküste sollen bald die ersten Windparks errichtet werden - ein buchstäblicher Kraftakt, denn allein das Gehäuse jeder einzelnen Windmühle wiegt rund 320 Tonnen. "Das sind acht große Lkw, die wir mitten auf hoher See auf die Spitze eines Riesenturms stellen müssen", erklärt Norbert Giese vom Anlagenhersteller Repower.

Die Herausforderung für die Branche ist eines der zentralen Themen beim 6. Bremer Logistiktag am Donnerstag und Freitag in Bremerhaven. Der Branchenverband Windenergie-Agentur Bremerhaven (WAB) kritisierte bereits eine mangelnde Hafeninfrastruktur für die kommenden Großprojekte.

Die Anlagen für die Windkraft im Wasser sprengen alle Dimensionen der bisher an Land errichteten Windräder. Die Spannweite ihrer Rotoren ist größer als die eines Super-Airbus A380; und die Türme sind etwa so hoch wie die des Kölner Doms.

Erfahrungen haben die Baufirmen nur im begrenzten Umfang. "Bislang gibt es nur ganz wenige Anlagen, die bei Wassertiefen um 35 bis 40 Meter aufgestellt worden sind", sagt Martin Rahtge, Chef des in Hamburg ansässigen Bereiches für "Civil Engineering und Marine Work" im Baukonzern Hochtief.

Zur Zeit sind es 12 Testanlagen der Hersteller Repower und Areva Wind im Testfeld alpha-ventus sowie 15 weitere Windmühlen des Herstellers und Parkbetreibers Bard, die 50 bzw. 100 Kilometer nordwestlich von Borkum Strom produzieren. Sie haben etwas mehr als 100 Megawatt Leistung - knapp ein Achtel eines herkömmlichen Kohlekraftwerkes.

Windkraft soll massiv ausgebaut werden

Bis Ende 2020 sollen es nach dem Willen der Bundesregierung rund 10.000 Megawatt und mehr als 2000 Windmühlen sein. Die ersten 48 Anlagen entstehen derzeit in Bremerhaven. Repower fertigt hier die Anlagen vom Typ 6M für RWE Innogy, ein Tochterunternehmen des Essener Energiekonzerns RWE. Die Anlagen sind für den Windpark "Nordsee Ost" bestimmt.

Für Hans Kahle, Geschäftsführer der RWE Offshore Logistics Company, ist "Nordsee Ost" seit einem Jahr das beherrschende Thema. Nach der Planungs- und Genehmigungsphase geht es für ihn jetzt um die logistischen Details: "Wir brauchen jede Menge Spezialwerkzeuge wie beispielsweise die gut 200 Tonnen schwere "Pfahlführung" zum Anfassen und Aufstellen der Gründungselemente."

Als einziger Windparkbetreiber lässt das Essener Unternehmen zur Zeit zwei eigene Schiffe für die Installation auf See bauen. Rund 100 Millionen Euro kostet jeder dieser Spezialisten, der mit einem gigantischen Schwerlastkran ausgestattet ist und sich mit vier Hubbeinen aus dem Wasser heben kann. Die "Victoria Matthias" und die "Friedrich Ernestine" tragen die Traditionsnamen alter Kohlezechen im Ruhrpott; ihr Heimathafen wird aber Bremerhaven sein.

Allerdings müssen sich die schwimmenden Spezialisten dort zunächst mit einem provisorischen Anlegeplatz behelfen. RWE Innogy hat dafür einen Teil des Containerterminals gepachtet. Den eigentlichen Offshore-Basishafen gibt es bislang nur auf dem Papier - das Land Bremen sucht noch einen privaten Investor.

Im benachbarten Cuxhaven gibt es einen Spezialhafen für die Offshore-Industrie. Die Hafeninfrastruktur müsse dringend ausgebaut werden, forderte WAB-Geschäftsführer Ronnie Meyer im Vorfeld der Logistik-Konferenz; andernfalls drohten erhebliche Verzögerungen beim Windpark-Bau.

Herkömmliche Hafenanlagen reichen für die Branche nicht aus. "Für das Lagern und das Verladen der sperrigen Bauteile braucht man viel Platz", erläutert Repowers Offshore-Experte Norbert Giese. Zudem muss die Basisstation für die Bauarbeiten verkehrsgünstig liegen: "Die Komponenten können aus unterschiedlichen Produktionsorten kommen und müssen mit möglichst wenig Aufwand zusammengeführt werden", erläutert Giese.

Sorgfalt ist höchstes Gebot für die planenden Techniker. "Die Vorlaufzeit in einem solchen Projekt ist mit etwa eineinhalb Jahren genauso lang wie die eigentliche Bauphase", rechnet Hochtief-Experte Rahtge vor.

Die Goldgräberstimmung um den Bau der Offshore-Windparks stellt die Unternehmen mittlerweile vor Ressourcenprobleme. Nicht nur das erforderliche Großgerät ist ein knappes Gut. "Jeder sucht händeringend nach entsprechend qualifiziertem Personal", weiß Rahtge. Dennoch sind alle Beteiligten optimistisch: Spätestens im Herbst soll der Kraftakt beginnen.