Autobauer: Elektromobilität ist volkswirtschaftlich notwendig
Stand: 22.03.2019
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Wolfsburg/Berlin - Nach dem Streit um den Antrieb der Zukunft haben deutsche Autobauer die Elektromobilität als volkswirtschaftlich notwendig bezeichnet. Angesichts der Klimaschutzziele sei der Systemwechsel zu batterieelektrischen und Hybrid-Autos politisch gewollt - jetzt müsse die Politik die Bedingungen dafür schaffen, sagte ein Manager nach Angaben aus Unternehmenskreisen.
Im nächsten Jahrzehnt gebe es keine Alternative, weder die wasserstoffbetriebene Brennstoffzelle noch alternative Kraftstoffe seien bis 2030 serienreif, hieß es. Diese Festlegung ist nicht selbstverständlich - beispielsweise Toyota setzt auf die Brennstoffzelle.
Die Chefs der drei deutschen Autobauer Volkswagen, Daimler und BMW, Herbert Diess, Dieter Zetsche und Harald Krüger, sowie VDA-Präsident Bernhard Mattes hatten am Mittwochabend miteinander gesprochen.
Der Branchenverband VDA will ein zwischen den Herstellern abgestimmtes Forderungs-Papier erarbeiten. Dem kurzen Gespräch vorausgegangen waren Uneinigkeiten vor allem zwischen BMW-Chef Krüger und VW-Konzernchef Diess. Wirklich geändert haben sich die Positionen auch nach dem Gespräch aber nicht.
VDA-Präsident Mattes sagte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Freitag), um mit Batteriefahrzeugen und Plug-in-Hybriden möglichst viele Kunden zu erreichen, müssten die Rahmenbedingungen stimmen: "Wir brauchen dringend mehr Engagement für eine rasche Ausweitung der Ladeinfrastruktur in Deutschland und Europa." Zudem müsse am rechtlichen Rahmen gearbeitet werden. "Es kann nicht sein, dass das Genehmigungsverfahren für eine Ladesäule ein halbes Jahr dauert", sagte Mattes.
Ausgelöst hatte den Richtungsstreit VW-Chef Diess mit einem Strategiepapier, das in der Branche und auch in der Politik Wellen schlug. Kritiker beklagten, die Vorschläge seien zu sehr auf Volkswagen gemünzt. In dem Papier heißt es, die bisherigen Pläne zur Verkaufsförderung sowie zum Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos reichten nicht aus. Im Kern geht es darum, ob Fördergelder - wie im Strategiepapier vorgesehen - künftig ausschließlich für Batteriefahrzeuge fließen. Staatliche Zuschüsse für Hybride sollten demnach zugunsten der Batterieautos sinken. Krüger hatte diesen Forderungen widersprochen.
Nun einigten sich die Hersteller darauf, dass Elektromobilität Priorität habe, hieß es den Kreisen zufolge. In der Startphase könnten reine E-Autos und Plug-in-Hybride - nach dem Gesetz handele es sich in beiden Fällen um Elektrofahrzeuge - gefördert werden, um eine größere Verbreitung zu erreichen. Bei der staatlichen Förderung haben die Autobauer allerdings unterschiedliche Schwerpunkte - des unterschiedlichen Angebots wegen: Laut VW-Strategiepapier sollten vor allem kleinere oder preiswertere Fahrzeuge und damit Geringverdiener und Kleingewerbe gefördert werden, BMW und Daimler dagegen bauen vor allem größere Autos.
Entscheidend sei eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur, die es in Deutschland flächendeckend und vor allem in den Städten noch nicht gebe. Die Hersteller forderten den Angaben zufolge rasche politische Entscheidungen. Und: Das Angebot an grünem Strom müsse steigen. Diess hatte schon im vergangenen Jahr den deutschen Energiemix angeprangert und die Batterieproduktion oder das Fahren mit Kohlestrom als "Wahnsinn" bezeichnet.
Krüger hatte zuvor betont: "Wo ich ganz klar anderer Meinung bin, ist Technologieoffenheit." Diess dagegen sagte in der vergangenen Woche: "Technologieoffenheit ist jetzt die falsche Parole." Dabei bezog er sich auf weitere Antriebsvarianten neben den batterieelektrischen - eben die Brennstoffzelle, Hybride oder synthetische Kraftstoffe. Krüger hatte nicht ausgeschlossen, dass die Politik in einem wichtigen Land die Hersteller dazu verpflichten könnte, Brennstoffzellen-Autos anzubieten.