Auch EnBW kämpft gegen die Ausstiegs-Folgen
Stand: 07.03.2012
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Karlsruhe - Anfang der Woche verkündete RWE als Folge des Atomausstiegs einen Gewinneinbruch von über 30 Prozent. Auch EnBW hat sich zu sehr auf seine Meiler verlassen und kassiert nun deutlich weniger. Der Konzern präsentierte am Mittwoch tiefrote Zahlen.
Der Atomausstieg hat dem drittgrößten deutschen Energiekonzern EnBW 2011 ein drastisches Minus eingebracht. Statt eines satten Gewinns von knapp 1,2 Milliarden Euro wie im Jahr zuvor musste EnBW-Chef Hans-Peter Villis ein Minus von 867,3 Millionen Euro präsentieren. Diese Situation werde sich auch in den kommenden Jahren nicht wesentlich bessern, "denn in Folge der energiepolitischen Beschlüsse des letzten Jahres sind und werden unsere Geschäftsergebnisse erheblich belastet", sagte Villis bei seiner letzten EnBW-Jahresbilanz am Mittwoch in Karlsruhe. Er wird das Haus spätestens im Herbst verlassen.
Das Unternehmen geht davon aus, dass die Ergebnisse in den kommenden Jahren weiter sinken - in einem Umfang von 10 bis 20 Prozent. Dennoch sind bis 2014 Investitionen von rund 4,1 Milliarden Euro geplant, ein Großteil davon in erneuerbare Energien, sagte Villis. Die Energiewende werde allerdings Zeit brauchen. Viele Großprojekte wie Pumpspeicherwerke oder Offshore-Windparks benötigten mehrere Jahre für Planung und Bau.
Villis für Energieministerium
Vor diesem Hintergrund beurteile er das ambitionierte Ziel der Bundesregierung kritisch, bis 2020 rund 35 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen zu beziehen. "Es fehlt eine koordinierende Stelle - vor allem für den Netzbetrieb", sagte Villis. Er hatte bereits vor wenigen Wochen die Einrichtung eines Energieministeriums angeregt.
Zudem müsse sich die Regierung bei der Bevölkerung stärker um die Akzeptanz von Windrädern und Pumpspeicherkraftwerken bemühen. "Man muss den Bürgern ganz klar sagen, was das bedeutet." Nach seiner Einschätzung ist der Enthusiasmus für die Energiewende inzwischen einer realistischeren Einschätzung gewichen. "Wir werden sehen, was das bedeutet." Die EnBW geht davon aus, die Kernkraftwerksleistung bis 2030 vollständig durch erneuerbare Energieträger zu ersetzen.
Umsatz steigt um fast 8 Prozent
Beim Umsatz konnte der Konzern zulegen. Er stieg von 17,5 auf knapp 18,8 Milliarden Euro. Davon wurden fast 16,2 Milliarden Euro mit Strom verdient. Dies ist im Vergleich zu 2010 ein Plus von 7,9 Prozent. Das Gasgeschäft nahm mit 1,7 Prozent nur leicht zu auf 1,8 Milliarden Euro.
Bei den Sparmaßnahmen konnte Finanzvorstand Thomas Kusterer erste Erfolge vermelden. Das Effizienzprojekt "Fokus" habe bereits 190 Millionen der geplanten 750 Millionen Euro eingespielt. "Aber die ersten 190 Millionen sind immer leichter als die letzten 190 Millionen Euro." Die Zahl der Mitarbeiter stieg um knapp 500 auf 20 960. Allerdings herrscht zurzeit ein Einstellungstopp und es gibt Abfindungsangebote. "Tendenziell werden wir weniger Personal haben", sagte Kusterer.