Atomkraftwerke völlig unterversichert gegen Unfälle
Stand: 11.05.2011
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Berlin - Laut einer Studie haben die Betreiber deutscher Atomkraftwerke (AKW) ihre Anlagen nur unzureichend gegen Unfälle versichert. Müssten sie das volle Risiko für mögliche Schäden tragen, könnte sich der Energiepreis für Atomstrom - je nach Versicherungsart und ob sich die Anbieter allein oder im Pool versichern lassen - um bis zu 67,30 Euro je Kilowattstunde erhöhen. Das war das Ergebnis einer Untersuchung der Versicherungsforen Leipzig GmbH im Auftrag des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE).
"Die wahren Kosten der Atomkraft werden ausgeblendet und im Falle eines schweren Unfalls auf die Allgemeinheit abgewälzt", sagte BEE-Geschäftsführer Björn Klusmann.
Laut Studie halten die Inhaber der AKW 2,5 Milliarden Euro für mögliche Entschädigungsleistungen vor. Zusätzlich stünden ihnen bis zu 300 Millionen Euro an öffentlichen Mitteln der EU zur Verfügung. Das reiche "nur für einen kleinen Teil der zu erbringenden Entschädigungszahlungen bei Auftreten eines nuklearen Katastrophenfalls aus", heißt es in der Untersuchung mit dem Titel "Berechnung einer risikoadäquaten Versicherungsprämie zur Deckung der Haftpflichtrisiken, die aus dem Betrieb von Kernkraftwerken resultieren".
Das tatsächliche Schadenrisiko belaufe sich auf über 6.090 Milliarden Euro. Müssten die Inhaber von AKW dieses Risiko tatsächlich tragen, würden die Prämien für die Versicherung teurer. Dadurch müsste der Energiepreis für Atomstrom für die Verbraucher zwischen 13 Cent und 67,30 Euro pro Kilowattstunde angehoben werden - je nachdem, wie lange die Versicherung noch gezahlt werden muss.
Die Studie belege erstmals die jahrelange Marktverzerrung zugunsten der Kernenergie und zulasten der Konkurrenz, sagte Uwe Leprich von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Saarbrücken. "Die Studie zeigt zudem, dass bei einer ordnungspolitisch angebrachten volkswirtschaftlichen Betrachtung die Kernenergie nicht konkurrenzfähig ist."