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Atomkraftwerk Biblis liegt seit einem Jahr still

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox | dpa

Biblis (dpa) - Seit einem Jahr legen Tausende falsch montierte Dübel Hessens einziges Atomkraftwerk in Biblis lahm. Die Wiederinbetriebnahme "im vierten Quartal 2007" ist zwar inzwischen in Sicht, ein genauer Termin steht aber nach Angaben vom Betreiber RWE noch nicht fest.

Der außerplanmäßige Stillstand kostet den Essener Energiekonzern hunderte Millionen Euro und heizt den politischen Streit um Atomkraft kräftig auf. Schließlich war im Herbst 2006 eher zufällig bei einer Routinekontrolle festgestellt worden, dass fünf Jahre zuvor insgesamt 15 000 je etwa 30 Zentimeter lange Spezialdübel bei einer Sicherheitsnachrüstung falsch eingebaut worden waren - und diese Dübel sollten unter anderem Rohrleitungen gegen Erdbeben sichern. Das war wie Wasser auf die Mühlen der Atomgegner.

Die Grünen sprechen von "Pfusch am Bau", prangern das hohe Risiko der Atomtechnologie an und nehmen die folgenschwere Panne zum Anlass, erneut das Aus des ohnehin als störanfällig geltenden Kraftwerks zu fordern. Der Fraktionschef der Grünen im hessischen Landtag, Tarek Al-Wazir, verweist dazu mit Freude auf die weiterhin funktionierende Stromversorgung des Landes. Für ihn ist klar: Wenn in Hessen kein Licht ausgeht, obwohl Biblis seit zwölf Monaten keinen Strom mehr liefert, dann ist das Atomkraftwerk entbehrlich.

Bei RWE hält man die Schlussfolgerung der Grünen freilich für falsch. "Es ist zu kurz gegriffen, wenn man aus dem Stillstand ableitet, dass wir Kernkraftwerke nicht brauchen", sagt ein Unternehmenssprecher. Zwar habe der Ausfall mit Hilfe von Reserven aufgefangen werden können, zumal ein milder Winter und ein nicht zu heißer Sommer den Stromverbrauch im Vergleich zum Vorjahr sinken ließen. Allerdings seien die Reserven zuletzt stark gesunken. "Wenn Kernkraftwerke abgeschaltet werden, drohen Versorgungsengpässe, so lange nicht im gleichen Maße nachgebaut wird. Aber das ist derzeit nicht erkennbar", sagt der Sprecher.

Ähnlich wie die hessische CDU macht sich der Energiekonzern im Kampf für Atomstrom auch die Argumente von Umweltschützern zu eigen. Wer Biblis A vom Netz nehmen wolle, müsse diesen enormen Strom- Beitrag, der fast ein Drittel des Bedarfs in Hessen decke, aus anderen Quellen ersetzen. "Das halten wir angesichts der deutschen Klimaschutzziele für verfehlt", wird RWE Power-Vorstandsmitglied Gerd Jäger auf der Internetseite des Unternehmens zitiert.

Der Konzern hält am Atomstrom fest und hat Laufzeitverlängerungen für beide Blöcke in Biblis bis 2011 beantragt. Nach dem Atomgesetz soll Biblis A eigentlich 2008 abgeschaltet werden, Biblis B 2009. Die Restlaufzeit wird um die Monate des Stillstands verlängert.

Während die Genehmigung für Strommengenübertragungen an Biblis B als wahrscheinlich gilt, beißt der Konzern mit seinen Anträgen für den 1974 gebauten Block A bislang im Bundesumweltministerium (BMU) auf Granit. Minister Sigmar Gabriel (SPD) hatte im Mai den Antrag abgelehnt, 30 Terawattstunden (Billionen Wattstunden) aus dem stillgelegten Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich auf Biblis A zu übertragen. Die Entscheidung über einen Ersatz-Antrag zur Übertragung aus dem Kernkraftwerk Emsland steht noch aus. RWE hat inzwischen zu beiden Anträgen Klagen beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel eingereicht. Bleibt es beim Nein zur Laufzeitverlängerung von Block A, sind die Tage von Deutschlands ältestem Meiler gezählt.