Atomexperten sehen Sicherheitsmängel bei AKW Biblis
Stand: 30.06.2010
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Wiesbaden - Atomexperten sehen grundsätzliche, bisher unbehobene Sicherheitsmängel am Reaktorblock A im Kernkraftwerk Biblis (Südhessen). Beim vereinbarten Atomausstieg habe die Bundesregierung nur deshalb auf die notwendigen, jedoch kostspieligen Nachrüstungen an Biblis A verzichtet, weil bereits für 2007 die Abschaltung geplant war. Dies sagte Wolfgang Renneberg, der unter der rot-grünen Regierung Abteilungsleiter für Reaktorsicherheit im Bundesumweltministerium war, bei einem Pressegespräch der SPD-Fraktion am Mittwoch im Wiesbaden.
Wenn die CDU/FDP-Bundesregierung nun die Laufzeiten der Kernkraftwerke wieder um Jahre verlängern wolle, sei das Unterlassen der Nachrüstungen nicht mehr hinnehmbar, sagte der Verwaltungsjurist Prof. Alexander Roßnagel von der Universität Kassel. Auch der Physiker Lothar Hahn, früher Leiter der Reaktorsicherheitskommission, sagte: "Ein verlängerter Betrieb kann nur angedacht werden, wenn es zu erheblichen Sicherheitsverbesserungen kommt."
Renneberg listete drei konstruktionsbedingte Mängel an Deutschlands dienstältestem Reaktor auf, der seit 1974 läuft. Biblis A sei schlecht gegen Flugzeugabstürze gesichert, die mögliche Vernebelung bei einem Angriff sei ein "schwaches Mittel". Es gebe kein von den anderen technischen Kreisläufen unabhängiges Notsystem. Eine Gefahr seien auch Leitungslecks, wenn Wasser unter hohem Druck auf andere Teile der Anlage trifft.
Der Energiekonzern RWE als Betreiber von Biblis hatte beide Reaktorblöcke in den vergangenen Jahren über längere Pausen stillgelegt und damit die drohende komplette Stilllegung hinausgezögert.
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