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Atomenergiebranche warnt vor Verzögerungen bei AKW-Abriss

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP

München - Die Atomenergiebranche warnt vor Verzögerungen beim Abriss von Reaktoren. Grund sei die verschobene Fertigstellung des Atommüllendlagers Schacht Konrad, die den Abriss stillgelegter Kernkraftwerke behindere.

"Eigentlich sollte Konrad 2015 schon bereit sein. Jetzt rechnen wir damit nicht vor 2019", sagte Ralf Güldner, der Präsident des Lobbyverbands Deutsches Atomforum, der "Süddeutschen Zeitung" vom Montag. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) kritisierte das als irreführend.

"Das kann den Rückbau um Jahre verzögern und zurückwerfen", sagte Güldner der Zeitung zu den Auswirkungen der späteren Inbetriebnahme von Schacht Konrad. Güldner zufolge könnte der Abriss der ersten während der Energiewende 2011 stillgelegten deutschen Atomkraftwerke bis 2025 abgeschlossen sein. Wegen der Verzögerungen des Endlagers könne dies aber auch deutlich länger dauern, sagte der Chef der Atomenergiesparte des Energieriesen E.ON der "SZ".

BfS weist Aussage zurück

Das für den Schacht Konrad zuständige BfS wies diese Aussage als "nicht nachvollziehbar" zurück. Konrad sei nur für schwach- und mittelradioaktive Abfälle zugelassen. Es dauere nach einer Abschaltung viele Jahre, bis diese etwa in Form kontaminierter Gebäudeteile anfielen, erklärte ein BfS-Sprecher.

Nach der Stilllegung eines Akw müssten dessen Brennstäbe mindestens fünf Jahre lang im Reaktor oder in einem benachbarten Abklingbecken bleiben, bevor sie geborgen werden könnten, betonte er. Erst dann könne nach einigen weiteren Jahren der Abriss des Kraftwerks überhaupt beginnen. Die dabei anfallenden, für den Schacht Konrad vorgesehenen schwach- und mittelradioaktiven Abfälle würden zudem zunächst an Zwischenlagern vor Ort gesammelt und endlagerfähig verpackt.

Betriebsaufnahme nicht vor 2019

In der ehemaligen Erzmine Schacht Konrad bei Salzgitter in Niedersachsen entsteht ein Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Abfall. Es ist das bislang einzige nach Atomrecht genehmigte Atommüllendlager in Deutschland. Es ist dafür ausgelegt, bis zu 303.000 Kubikmeter radioaktiven Abfall aufzunehmen.

Ursprünglich sollte das Lager 2014 in Betrieb gehen, nach derzeitigem Stand ist ein Beginn der Einlagerung aber wahrscheinlich nicht vor 2019 zu erwarten. Hintergrund der Verzögerung ist nach Angaben des BfS unter anderem der Umstand, dass die ursprünglichen Ausbauplanungen aus den 1980er und 1990er Jahren auf "unrealistischen" Einschätzungen basierten. Hinzu kamen Gerichtsprozesse bis 2007 sowie veränderte technische Anforderungen und Kompetenzstreitigkeiten.

In Deutschland werden wegen des Atomausstiegs vom vergangenen Jahr demnächst mehrere stillgelegte Atomkraftwerke beseitigt werden müssen. Als direkte Folge des Reaktorunglücks von Fukushima hatte die Bundesregierung zunächst acht Akw abschalten lassen. Bislang ist nicht bekannt, dass die Betreiber bereits mit konkreten Rückbauschritten begonnen haben. Der Kraftwerksbetreiber E.ON etwa geht stattdessen mit einer Verfassungsbeschwerde gegen die Abschaltung vor.