Hamburg - Weltweit wird Atomenergie in 31 Staaten genutzt. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums erreichen insgesamt 444 Kernkraftwerksblöcke eine Gesamtbruttoleistung von 389 617 Megawatt (MWe). Der Anteil der Atomkraftwerke (AKW) an der Stromerzeugung liegt weltweit bei 17, in der Europäischen Union bei 31 Prozent.
In Deutschland erzeugen 17 AKW insgesamt 20 470 MWe. Das sind 25,9 Prozent der Stromerzeugung. Nachdem die rot-grüne Bundesregierung im Jahr 2000 mit der Atomwirtschaft den Ausstieg vereinbart hat, dürfen keine neuen AKW mehr gebaut werden. Bis etwa 2021 sollen alle Kraftwerke abgeschaltet sein. Die Union will nach der Bundestagswahl den Ausstieg rückgängig machen. Die Laufzeiten "sicherer Kraftwerke" sollen verlängert werden, Neubauten stehen aber nicht zur Diskussion.
Frankreich setzt mit einem Anteil von 76,8 Prozent wie kein zweiter Staat Europas auf Atomkraft. 59 AKW erzeugen zusammen 63 260 MWe. Präsident Nicolas Sarkozy setzt sich zudem intensiv für den Export französischer Atomtechnologie ein.
Britische AKW erzeugen bereits seit 1956
Strom. Im Jahr 2008 brachten es 19 Kraftwerke mit zusammen 10 222 MWe auf einen Anteil von 15,1 Prozent. London setzt wegen der steigenden Ölpreise und des Klimawandels verstärkt auf Atomkraft. Ein neues
Energiegesetz soll den Bau geplanter Anlagen erleichtern.
Italien hatte nach einem Referendum vor mehr als 20 Jahren als einziges der G8-Länder auf Atomkraft verzichtet. Nach der
Energiewende durch den konservativen Regierungschef Silvio Berlusconi soll nun bis 2013 der Grundstein für vier bis fünf Meiler mit einer Leistung von je 1800 MWe gelegt werden.
Schweden war 1980 nach einer Volksabstimmung aus der Atomenergie ausgestiegen. Die Energie-Wende des konservativen Ministerpräsidenten Fredrik Reinfeldt macht nun den Weg frei zum Bau neuer und größerer Reaktoren, die ältere ersetzen sollen. Bisher decken zehn AKW mit zusammen 9014 MWe etwa 46,1 Prozent des schwedischen Strombedarfs.
Um unabhängiger von russischen Öl- und Gaslieferungen zu werden, setzen auch Länder Osteuropas verstärkt auf Atomkraft. In
Bulgarien (zwei AKW mit 1906 MWe) wurde der Neustart von zwei abgeschalteten Reaktoren sowjetischer Bauart im umstrittenen AKW Kosloduj beschlossen. Die Slowakei (fünf AKW mit 2034 MWe) hält an Plänen zum Wiederanfahren des wegen Sicherheitsmängeln abgeschalteten Reaktors in Jaslovske Bohunice fest. Tschechien (sechs AKW mit 3619 MWe) wird das umstrittene AKW Temelin von zwei auf vier Blöcke ausbauen.
Im Überblick
Land |
Atomstrom in Prozent |
Anzahl AKW / Leistung |
Frankreich |
76,8 |
59/ 63260 Megawatt |
Litauen |
64,4 |
1/ 1185 Megawatt |
Slowakei |
45,0 |
4/ 1760 Megawatt |
Belgien |
54,0 |
7/ 5824 Megawatt |
Schweden |
46,1 |
10/ 9014 Megawatt |
Slowenien |
41,6 |
1/ 666 Megawatt |
Ungarn |
36,8 |
4/ 1829 Megawatt |
Bulgarien |
32,1 |
2/ 1906 Megawatt |
Tschechien |
30,2 |
6/ 3619 Megawatt |
Finnland |
28,9 |
4/ 2696 Megawatt |
Deutschland |
25,9 |
17/ 20470 Megawatt |
Spanien |
17,4 |
8/ 7450 Megawatt |
Großbritannien |
15,1 |
19/ 10222 Megawatt |
Rumänien |
13,0 |
2/ 1300 Megawatt |
Niederlande |
4,1 |
1/ 482 Megawatt |