Atomausstieg zwingt EnBW auf Sparkurs
Stand: 29.07.2011
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dapd
Karlsruhe - Deutschlands drittgrößter Energieversorger EnBW verstärkt angesichts hoher Verluste durch den Atomausstieg seine Anstrengungen für Kosteneinsparungen und Veräußerungen. Zudem müsse man in den kommenden Wochen und Monaten darüber reden, sich frisches Geld am Kapitalmarkt zu besorgen, erklärte ein Sprecher des Konzerns am Freitag in Karlsruhe. "Eine Kapitalerhöhung kann ich nicht ausschließen", so der Sprecher weiter.
Das Unternehmen weist zum Halbjahr einen Fehlbetrag von knapp 590 Millionen Euro aus. Bereits in der vergangenen Woche hatte das Unternehmen auf die hohen Verluste hingewiesen, die auch aus Wertberichtigungen resultierten. Im Vorjahr hatte der Stromerzeuger im gleichen Zeitraum noch einen Gewinn von 899 Millionen Euro erzielt.
Stromgeschäft durch Steuer und Moratorium belastet
Der Fehlbetrag resultiert aus mehreren Faktoren. So ging das operative Ergebnis aus dem Stromgeschäft im ersten Halbjahr um 243,3 Millionen auf 666,9 Millionen Euro zurück. Der Konzern begründete das mit Belastungen aus der neu eingeführten Kernbrennstoffsteuer, der Abschaltung zweier Kernkraftwerke aufgrund des dreimonatigen Atommoratoriums sowie der teuren Wiederbeschaffung der bereits für den Zeitraum verkauften Strommengen. "Wir gehen weiterhin von einem Rückgang des operativen Ergebnisses um bis zu 25 Prozent gegenüber 2010 aus", sagte der Vorstandsvorsitzende Hans-Peter Villis.
Die Stilllegung der AKW führte außerdem zu Sonderbelastungen für EnBW. So mussten die im Reaktor befindlichen Kernbrennelemente abgeschrieben werden. Hinzu kommen Wertberichtigungen in Höhe von etwas mehr als 613 Millionen Euro auf die Beteiligungen des Konzerns am Oldenburger Versorger EWE und am österreichischen Versorger EVN.
Geklärt werden muss, wo der Konzern in Zukunft die Mittel für dringend notwendige Investitionen in erneuerbare Energien herbekommt. Unter anderem kündigte EnBW an, das Ergebnisverbesserungsprogramm "FOKUS" auszuweiten. Es sieht eine Steigerung der Erlöse und eine Senkung der Kosten vor. Ursprünglich sollten so bis 2013 rund 300 Millionen Euro freigesetzt werden. Laut Sprecher soll die Summe jetzt etwa verdoppelt werden.
Weiterhin sollen sogenannte Desinvestitionen vorangetrieben werden. Das können laut Sprecher Verkäufe sein, aber auch das Abschmelzen von Beteiligungen oder das Überlassen von Anteilen. Als Beispiel nannte er die Beteiligung von 19 Stadtwerken am Windpark Baltic I. Bislang waren in der mittelfristigen Planung Desinvestitionen von einer Milliarde Euro vorgesehen. "Wir wollen das Volumen erhöhen", sagte der Sprecher.