Bonn/Schwerin (dpa) - Bioenergien gelten als Zukunftsmarkt. Angesichts steigender Öl- und Gaspreise und der aktuellen Diskussion um den Klimawandel gewinnt die Erzeugung von Wärme, Strom und Kraftstoff aus Biomasse weiter an Bedeutung. Verschiedene Aus- und Weiterbildungsangebote sorgen für die Qualifizierung der nötigen Fachkräfte.
"Die Bioenergie hat eine lange Wertschöpfungskette", erklärt Bernd Geisen, Geschäftsführer des Bundesverbandes BioEnergie (BBE) in Bonn. Entsprechend vielschichtig seien die beruflichen Anforderungsprofile. "Es beginnt beim Anbau der Energiepflanzen und setzt sich über den Anlagenbau, deren Betrieb sowie die notwendige Logistik fort." Landwirte etwa benötigen Know-how um Mais, Sonnenblumen oder Getreidesorten als Energiepflanzen züchten, anbauen und ernten zu können. Als "Energiewirt" können sie selbst Biogasanlagen betreiben.
"Ein Landwirt muss auf diese Herausforderungen vorbereitet werden", sagt Geisen. So benötige der Betreiber einer Biogasanlage neben fachlicher Praxis auch Fachwissen. Ähnliches gelte für die Forstwirtschaft als Rohstofflieferant oder die Betreiber von Holzenergieanlagen.
In Bayern, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern ist eine mehrmonatige Weiterbildung zum Fachagrarwirt Erneuerbare Energien/Biomasse möglich. Teilnehmer mit abgeschlossener Ausbildung in einem Agrarberuf und mindestens dreijähriger Berufserfahrung erhalten dabei Kenntnisse über die Erzeugung von Biomasse und deren technische Nutzung. "In Mecklenburg-Vorpommern stammen bereits zehn Prozent der
Primärenergie aus Biomasse", erklärt Elke Halm, Referatsleiterin im Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz in Schwerin.
Ein vierjähriger Schulversuch findet derzeit in Niedersachsen statt. Geprüft werden soll, ob sich eine Ausbildung zum Staatlich geprüften Technischen Assistenten für die Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe als sinnvoll erweist. "In unserer Region gibt es viele Verarbeitungsbetriebe", erklärt Klaus Krauth, Projektmitarbeiter an den Berufsbildenden Schulen II des Landkreises Gifhorn, wo das Pilotprojekt durchgeführt wird.
Neben dem Betrieb von Anlagen berücksichtigt die Ausbildung die Nutzung nachwachsender Rohstoffe. "Auch in der Automobil- oder Flugzeugbrache kommen nachwachsende Rohstoffe zum Einsatz", erklärt Krauth. Organische Faserstoffe können zum Beispiel in Produkte aus Plastik miteingewoben werden. Die Vollzeitausbildung dauert zwei Jahre und ist mit dem Erwerb der Fachhochschulreife verbunden. Bewerben können sich Interessenten aus dem gesamten Bundesgebiet.
Die Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen hat in Kooperation mit dem Fachbereich Bioverfahrenstechnik der Fachhochschule Hannover einen eigenen Master-Studiengang Nachwachsende Rohstoffe und
Erneuerbare Energien eingerichtet. Voraussetzung ist ein abgeschlossenes naturwissenschaftliches oder ingenieurwissenschaftliches Studium. Die Inhalte reichen von den Grundlagen des Anbaus sowie der Ernte von Energiepflanzen bis zu rechtlichen Aspekten wie Umweltverträglichkeitsprüfungen und Emissonshandel.
Zudem werden technische Kenntnisse wie Anlagenkonzepte vermittelt. "Die Studierenden werden für einen Arbeitsplatz im Bereich Bau und Betrieb von Anlagen ausgebildet", erklärt Prof. Achim Loewen vom Fachbereich Ressourcenmanagement. "Unter den Erneuerbaren Energien verzeichnen derzeit Biogasanlagen sowie Anlagen zur Herstellung biogener Kraftstoffe den stärksten Boom." Der Anlagenbau werde weiter wachsen.
Nach Angaben des Fachverbandes
Biogas in Freising (Bayern) arbeiten gegenwärtig rund 10 000 Menschen im Bereich des Baus und Betriebs von Biogas-Kraftwerken. Derzeit liegt der Anteil der Biogasnutzung zur Stromerzeugung bei etwas über einem Prozent. Nach Prognosen des Verbandes könnte er innerhalb der nächsten 15 Jahre auf 20 Prozent ansteigen. Schätzungsweise 85 000 Menschen könnten dann in der Biogasbranche Beschäftigung finden.
"Das Gros dieser Arbeitsplätze wird voraussichtlich im Bereich Herstellung, Betrieb und Betreuung von Anlagen entstehen", prognostiziert Manuel Maciejczyk vom F