Analyse: Stromnetzgebühren steigen um 25 Prozent
Stand: 03.01.2024
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Haushalte müssen in diesem Jahr deutlich höhere Netzgebühren für Strom bezahlen als erwartet. Der Grund ist der Wegfall des staatlichen Zuschusses von 5,5 Milliarden Euro zu den Übertragungsnetzentgelten. Die Folge ist ein Anstieg der Stromnetzentgelte für private Kunden um rund 25 Prozent. Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden (kWh) muss durchschnittlich 103 Euro brutto mehr bezahlen als im letzten Jahr. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Vergleichsportals Verivox auf Basis der Netzbetreiber-Daten für über 90 Prozent aller Haushalte in Deutschland.
Netzentgelte legen noch einmal stark zu
Bereits im Oktober 2023 hatten die Verteilnetzbetreiber ihre vorläufigen Stromnetzgebühren für 2024 veröffentlicht. Auf Basis dieser Daten zeichnete sich ein Anstieg um durchschnittlich 11 Prozent ab, was für einen Drei-Personen-Haushalt Mehrkosten von rund 48 Euro bedeutet hätte.
Diese Erhöhungen standen unter dem Vorbehalt, dass die Bundesregierung die Kosten der den Verteilnetzen vorgelagerten Übertragungsnetzen mit 5,5 Milliarden Euro bezuschusst. Im Zuge der Haushaltskrise wurde dieser Zuschuss jedoch gestrichen, weshalb die Übertragungsnetzbetreiber ihre Netzgebühren für 2024 mehr als verdoppelten. Die Verteilnetzbetreiber geben diese höheren Kosten nun an die Haushalte weiter.
Bisher wurden für mehr als 90 Prozent aller Haushalte in Deutschland die erhöhten Stromnetzgebühren veröffentlicht. Sie steigen um weitere 12 Prozent, was bei einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh eine zusätzliche Belastung von 55 Euro brutto bedeutet. Insgesamt beträgt der Anstieg von 2023 auf 2024 also rund 25 Prozent oder 103 Euro brutto.
"Durch den Wegfall der Subventionen der Übertragungsnetzentgelte beobachten wir in diesem Jahr einen Rekord-Anstieg bei den Netzentgelten. Angesichts des hohen Investitionsbedarfs in den Umbau der Energieinfrastruktur rechnen wir auch in den kommenden Jahren mit weiter steigenden Stromnetzentgelten für Haushalte in Deutschland", sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
Stärkster Anstieg in Baden-Württemberg und NRW, geringste Mehrkosten in Mecklenburg-Vorpommern
Die Netzgebühren steigen nicht überall gleich. Vor allem Verbraucher in Baden-Württemberg und NRW müssen mit hohen Zusatzkosten rechnen. Eine Musterfamilie wird hier jeweils mit 122 Euro brutto mehr belastet. Auch in Bayern (+120 Euro), Rheinland-Pfalz und im Saarland (jeweils +117 Euro) steigen die Netzgebühren stark. Am geringsten ist der Anstieg in Mecklenburg-Vorpommern (+40 Euro) sowie in Brandenburg (+43 Euro). Allerdings liegen die Netzentgelte hier auch schon auf einem vergleichsweise hohen Niveau.
Anbieterwechsel gleicht Mehrkosten um ein Vielfaches aus
Ob die höheren Stromnetzgebühren auch für steigende Strompreise sorgen, hängt vom jeweiligen Stromversorger ab. Derzeit sind die Preisunterschiede zwischen den Tarifen so groß wie nie. Eine Musterfamilie zahlt im örtlichen Grundversorgungstarif durchschnittlich 1.758 Euro im Jahr für Strom. Im günstigsten Tarif mit Preisgarantie sind es nur 1.028 Euro - ein Sparpotenzial von 730 Euro.
Methodik
Verivox hat die im Jahr 2023 gültigen Stromnetzentgelte für Haushalte ausgewertet und mit den bisher veröffentlichten endgültigen Netzentgelten für 2024 verglichen. Die Durchschnittswerte wurden durch eine Gewichtung nach der Anzahl der Haushalte im jeweiligen Verteilnetzgebiet ermittelt.
Netznutzungsentgelte werden für den Ausbau und die Instandhaltung der Leitungen erhoben. Auch die Kosten für Zählerinstallation, Ablesung und Abrechnung sind darin enthalten. Sie werden von den Verbrauchern im jeweiligen Verteilnetz gemeinsam getragen.