Altkanzler Schröder in TNK-BP-Aufsichtsrat
Stand: 16.01.2009
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Moskau - Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder steigt noch tiefer in die Energiewirtschaft Russlands ein. Der 64-Jährige wurde am Donnerstag nach dem Machtkampf zwischen den Anteilseignern im britisch-russischen Ölkonzern TNK-BP in dessen Aufsichtsrat berufen. Das teilte BP in Moskau mit. Schröder ist bereits Vorsitzender des Aktionärsausschusses beim Ostseepipeline-Betreiber Nord Stream, der vom russischen Monopolisten Gazprom kontrolliert wird. Der Altkanzler solle nach der Umstrukturierung der TNK-BP- Führung mit zwei anderen unabhängigen Direktoren künftige Pattsituationen bei den gleich starken Partnern verhindern, hieß es.
Er freue sich auf die neue Aufgabe, wurde Schröder in der Mitteilung von BP zitiert. Mit dem Vertrauen der Anteilseigner könne er dem Unternehmen zu einem Erfolg verhelfen, der ein wichtiges Beispiel für die Zusammenarbeit Russlands mit internationalen Firmen sei, betonte der Ex-Bundeskanzler. Schröder gilt als ein Freund des russischen Regierungschefs Wladimir Putin und war 2008 bereits für Verdienste um die europäisch-russischen Beziehungen in die Akademie der Wissenschaften in Moskau aufgenommen worden.
In den TNK-BP-Aufsichtsrat berufen wurden auch der Präsident des russischen Unternehmer- und Industriellenverbandes, Alexander Schochin, sowie James Leng vom Rohstoff-Riesen Rio Tinto. Der Personalrochade bei Russlands drittgrößtem Ölkonzern war ein erbitterter Streit über Strategie und Machtverhältnisse zwischen BP und den russischen Aktionären, den Milliardären Michail Fridman, German Chan, Viktor Wekselberg und Leonard Blawatnik, vorausgegangen. Die Briten warfen den Russen vor, «sich wie Gangster zu benehmen». Im September einigten sich die Parteien aber auf einen Kompromiss, der unter anderem eine Neuverteilung der Kontrolle bei TNK-BP vorsah.
Teil der Abmachung war der Rücktritt des TNK-BP-Chefs Robert Dudley.