AKW Krümmel soll Anfang 2011 wieder ans Netz gehen
Stand: 01.11.2010
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Geesthacht - Der "Pannenreaktor" Krümmel rüstet sich für den Neustart. Nach mehr als drei Jahren des fast ununterbrochenen Stillstands soll der Atommeiler Anfang 2011 wieder ans Netz gehen. Die gerade beschlossene Laufzeitverlängerung für die 17 deutschen Atomkraftwerke stärkt zwar den Betreiberkonzern Vattenfall. Trotzdem steht er unter Druck - in Zeiten, in denen der "Ausstieg aus dem Ausstieg" der Anti-Atom-Bewegung neuen Schwung gibt und Tausende gegen Atommülltransporte und ein mögliches Endlager in Gorleben auf die Straße gehen.
Die Atomgegner bewerten Krümmel mit seinen zahlreichen Pannen als "Schrottmeiler": ein brennender Transformator 2007, ein defektes Brennelement und nach dem letzten Wiederanfahren 2009 ein Kurzschluss - erneut im Trafo. Auch an dem Müllproblem kommt man in Krümmel nicht vorbei: 19 Castor-Behälter lagern in einem Zwischenlager.
Die Kieler Atomaufsicht unter Justizminister Emil Schmalfuß (parteilos), der das neue Atomgesetz skeptisch sieht, beobachtet Krümmel mit Argusaugen. Noch hat die Behörde über eine Prüfung auf die Zuverlässigkeit des Betreibers nicht entschieden.
390 Millionen Euro hat das Energieunternehmen, das sich das Kraftwerk mit E.ON teilt, bis August 2010 in den Reaktor investiert. 33 Trafos wurden ausgetauscht, die mit radioaktivem Uran gefüllten Brennelemente wurden nachgerüstet, Rohre mit Spezialfiltern ausgestattet. Dass es immer wieder Verzögerungen gibt, liege auch an langen Lieferzeiten für Ersatzteile, sagt Sprecherin Barbara Meyer-Bukow.
Joachim Kedziora betont: All die Pannen seien "Null-Ereignisse" gewesen. Auf der internationalen Skala für Vorfälle in Atomkraftwerken lagen sie auf Stufe Null - keine sicherheitsrelevante Bedeutung. Und mit den Schnellabschaltungen habe der Reaktor genau das getan, was er solle.
14 Jahre mehr hat die schwarz-gelbe Bundesregierung Krümmel gegeben. Es könnte bis 2033 laufen - wenn es denn läuft. Vattenfalls älteres Atomkraftwerk in Brunsbüttel erhält acht Jahre mehr. Wie viel Geld das zusätzlich bringt, beziffert der Konzern nicht. Der Stillstand beider Atomkraftwerke hat den Konzern mehrere Hundert Millionen Euro gekostet, trotzdem machte er im dritten Quartal ordentlich Gewinn.
Ende des Jahres oder Anfang 2011 will Vattenfall den Antrag auf Wiederanfahren stellen. Für den Fall, dass nicht alles beim Start reibungslos klappen sollte, beschwichtigen Kedziora und Meyer-Bukow die Öffentlichkeit im Voraus. Es könne sogar zu einer Schnellabschaltung kommen, aber das, so heißt es, sei nicht dramatisch.