AKW Grohnde: Erhöhte Strahlung bei Brennelementewechsel
Stand: 13.06.2012
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Hannover/Grohnde - Bei dem jährlichen Wechsel der Brennelemente steigt nach Informationen der Grünen die Strahlenbelastung am Atomkraftwerk Grohnde alarmierend an. Das zuständige Ministerium betont, dass alle Grenzwerte eingehalten wurden.
Die Strahlenbelastung am Atomkraftwerk Grohnde steigt nach Angaben der Grünen während der jährlichen Brennelementewechsel deutlich an. Dies gehe aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage seiner Fraktion hervor, sagte der Grünen-Abgeordnete Christian Meyer am Mittwoch der Nachrichtenagentur dapd. Während der Revision im Jahr 2011 sei etwa die tägliche Strahlenbelastung der Schilddrüse bei Erwachsenen und Kindern durch Inhalation rund fünfmal so hoch gewesen wie im Monat davor.
Nach der dapd vorliegenden Antwort der Regierung stieg im Revisionszeitraum die tägliche Belastung der Schilddrüse bei Erwachsenen von 0,62 E-10 Millisievert auf 3,18 E-10 Millisievert. Bei Kleinkindern im Alter von ein bis zwei Jahren erhöhte sich der Wert von 1,15 E-10 auf 5,98 E-10 Millisievert.
Ministerium: Grenzwerte wurden eingehalten
Das Atomkraftwerk an der Weser war im vergangenen Jahr vom 2. Mai bis 15. Juni für den jährlichen Brennelementewechsel und Reparaturarbeiten herunter gefahren worden. Nach Angaben des Umweltministeriums in Hannover wurden in diesem Zeitraum bezogen auf das ganze Jahr 66 Prozent der radioaktiven Edelgase, 52 Prozent des radioaktiven Jods sowie 71 Prozent der an Aerosole - also an ein Gemisch aus Schwebeteilchen und Gas - gebundenen radioaktiven Partikel abgegeben. Die in der Genehmigung für das AKW Grohnde festgelegten Grenzwerte seien jedoch eingehalten worden, betonte das Ministerium.
Meyer bezeichnete den Anstieg der Strahlenbelastung während des Brennelementwechsels dagegen als "alarmierend". Die These, dass während der Revision besonders viele radioaktive Stoffe an die Umgebung abgegeben werden, scheine zu stimmen, sagt er.
Die atomkraftkritische Ärzteorganisationen IPPNW hatte bereits im Frühjahr vor starker Strahlung von Atomkraftwerken beim Wechseln der Brennstäbe gewarnt und diese als mögliche Ursache für die erhöhte Zahl von Kinderkrebsfällen in der Umgebung der Reaktoren bezeichnet.