Ärger bei E.ON wegen Datteln und SE-Plänen
Stand: 22.03.2012
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Düsseldorf - Deutschlands größter Energiekonzern E.ON muss derzeit sowohl intern als auch extern die Wogen glätten. Wegen der nahenden Stilllegung der Datteln-Kraftwerke droht Ärger mit der Deutschen Bahn. Die Arbeitnehmervertreter der E.ON-Mitarbeiter kritisieren zudem die Pläne, die AG zu einer SE (Europäische Aktiengesellschaft) umzuwandeln.
Dem Energiekonzern E.ON droht nach der gerichtlich durchgesetzten Abschaltung alter Kraftwerke in Datteln und Herne Ende 2012 Ärger mit der Deutschen Bahn. Das Unternehmen fürchtet Stromengpässe im Zugbetrieb und pocht auf die Einhaltung der Lieferverträge mit E.ON: "Man kann die Bahn nicht einfach ans öffentliche Netz anschließen, als würde man den Stecker eines zusätzlichen Elektrogerätes in die Steckdose stecken", sagte ein Bahnsprecher den Zeitungen der WAZ Mediengruppe. "Wenn das Szenario eintritt, dass die alten Kraftwerke abgeschaltet werden, Datteln 4 aber nicht ans Netz geht, dann haben wir ein Problem. Wir werden im Berufsverkehr zu wenig Strom haben." Die Bahn bezieht laut E.ON 20 Prozent ihres Stroms aus Datteln.
E.ON muss seine Lieferverpflichtungen nun neu organisieren. Nordrhein-Westfalens Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) bietet dem Konzern Unterstützung an. "Wir sind bereit, ein begrenztes Weiterlaufen der Anlagen über 2012 hinaus zu dulden", sagte er. "Voraussetzung ist, dass Eon an den Tisch zurückkehrt und ernsthaft über Alternativen verhandelt." Eon hatte Einigungsgespräche mit der Landesregierung im Dezember 2011 abgebrochen. Das Unternehmen strebe eine gerichtliche Entscheidung an, hieß es.
Gewerkschaften machen Druck
E.ON-Chef Johannes Teyssen stößt zudem mit seinen Plänen, den Energiekonzern in eine Europäische Aktiengesellschaft (SE) umzuwandeln, auf Widerstand der Arbeitnehmervertreter. Gewerkschaften und Betriebsräte lehnten die geplante Verkleinerung des Aufsichtsrates von 20 auf zwölf Mitglieder ab, berichtet das "Handelsblatts". Die Einführung der SE könnte sich dadurch verzögern.
"Entscheidend für die Mitbestimmung im Aufsichtsrat ist, dass sie dem ganzen Spektrum des E.ON-Konzerns gerecht wird", sagte Verdi-Funktionär und E.ON-Aufsichtsrat Sven Bergelin der Wirtschaftszeitung. Dies sei bei sechs Mitgliedern, die nach den jetzigen Plänen der Arbeitnehmerseite zustehen, nicht möglich. "Deshalb wollen wir einen größeren Aufsichtsrat", sagte Bergelin. Teyssen könnte dadurch in die Bredouille kommen, denn er stellt die Satzung der SE schon auf der Hauptversammlung am 3. Mai zur Abstimmung.