Abriss für Atomkraftwerk Krümmel beantragt
Stand: 26.08.2015
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Kiel/Berlin - Der Abriss des stillgelegten Atomkraftwerks Krümmel wurde nun offiziell durch den Betreiber Vattenfall beantragt. Das teilten das schleswig-holsteinische Umweltministerium sowie das Unternehmen am Dienstag in Kiel und Berlin mit. Damit können die Aufsichtsbehörden das aufwändige Genehmigungsverfahren für die Bauarbeiten einleiten. Dem Ministerium zufolge soll nach derzeitigen Planungen 2019 mit dem Abbau des Akw begonnen werden. Strom erzeugen darf Krümmel bereits seit 2011 nicht mehr. Der Meiler gehörte zu den ersten, die auf der Grundlage des deutschen Atomausstiegsgesetzes abgeschaltet wurden.
Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne) begrüßte den Antrag des Unternehmens als Beweis für dessen endgültige Abkehr von der Nutzung der Atomenergie. "Damit ist auch klar, dass Vattenfall nicht heimlich doch auf einen Wiedereinstieg in die Atomkraft in Deutschland hofft", erklärt Habeck.
Der schwedische Großkonzern hat Deutschland wegen der erzwungenen Stilllegung seiner Atomkraftwerke vor einem internationalen Schiedsgericht auf Schadenersatz in Höhe von 4,7 Milliarden Euro verklagt. Das hatte unter Gegnern der Atomkraft auch die Befürchtung genährt, Vattenfall spekuliere eventuell auf eine Änderung der politischen Lage in Deutschland und wolle den Reaktor deshalb noch in Reserve halten. Auch Habeck hatte das Unternehmen schon wiederholt aufgefordert, den Abriss-Antrag einzureichen.
Krümmel gehörte aufgrund von mehrere Störfällen zu den umstrittendsten Atomkraftwerken Deutschlands. Schon vor dem Verlust der Betriebserlaubnis 2011 produzierte der Meiler bei Hamburg jahrelang nahezu durchgehend keinen Strom mehr. Zusammen mit den sieben ältesten deutschen Akw wurde er beim Atomausstieg dann als erstes für eine dauerhafte Abschaltung vorgesehen.
Krümmel gehört je zur Hälfte Vattenfall und dem deutschen Energiekonzern Eon, Vattenfall verantwortet als Betreiber aber die Abläufe. Das Unternehmen kündigte an, die Öffentlichkeit über das gesetzlich geforderte Maß hinaus in die Planungen der Abrissarbeiten einzubeziehen.
Abschaltung und Abriss eines Reaktors dauern viele Jahre. Zunächst arbeitet ein Kraftwerke auch nach dem Ende des Leistungsbetriebs zur Stromerzeugung in gewissem Umfang weiter, weil sich der hitzeerzeugende radioaktive Zerfall der Brennstäbe im Inneren nicht einfach so stoppen lässt. In einer sogenannten Nachbetriebsphase muss deshalb noch mehrere Jahre lang eine Kühlung aufrechterhalten werden. Erst nach dem Entfernen aller Brennstäbe aus der Anlage können die Abrissarbeiten starten. Auch sie dauern viele Jahre.
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