100 Tage Klima-Abkommen: Was seitdem geschah
Stand: 17.03.2016
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Bonn/Berlin - Fast alle Länder der Erde haben sich vor 100 Tagen in Paris auf ein Klimaschutzabkommen geeinigt. Doch sind dem auch Taten gefolgt?
Der weltweite Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas ist nach Überzeugung von UN-Klima-Chefin Christiana Figueres nicht mehr aufzuhalten. 100 Tage nach den historischen Beschlüssen der Klimakonferenz von Paris sagte sie, der Übergang zu einer Wirtschaft ohne fossile Energie sei voll im Gang. "Diese Verschiebung ist unaufhaltsam und dauerhaft", betonte sie in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. "Das Bewusstsein für die Dringlichkeit ist ganz klar vorhanden." Umweltschützer in Deutschland mahnen die Bundesregierung unterdessen zu deutlich mehr Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderwärmung.
Experten von WWF und Germanwatch sagten der dpa in Berlin, als erstes müsse die Koalition aus Union und SPD den schnellen Ausstieg Deutschlands aus der Kohle bis spätestens 2035 beschließen. Oldag Caspar von Germanwatch erklärte: "Deutschland ist nicht der einsame Klimaschutzvorreiter, als der sich dieses Land gerne sieht." Auch müssten die noch zu laxen Ziele der EU an die Pariser Ergebnisse angepasst werden.
Erderwärmung soll auf unter 2 Grad begrenzt werden
Mitte Dezember hatten sich in einem historischen Beschluss erstmals nahezu alle Staaten der Erde auf einen verbindlichen Weltklimavertrag geeinigt. Zentrales Ziel der gut 190 Länder ist es, die durch Treibhausgase verursachte Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen. Am 21. März sind 100 Tage vergangen.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz rügte, das Wirtschaftsministerium von Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) konterkariere die Ziele von Paris - unter anderem mit der geplanten Erlaubnis von Fracking und der Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Beim Fracking wird Wasser mit Quarzsand und Chemikalien vermischt und in Schiefergestein gepresst, um Erdgas zu gewinnen.
Vertrag ist noch nicht ratifizert
Die Umweltorganisationen wiesen Vorwürfe von Kritikern zurück, der Klimavertrag sei zahnlos, weil bei Verstößen den Staaten keine Sanktionen drohen. Alle nationalen Beiträge würden überprüft und verglichen - und "so wird Transparenz sichergestellt", schrieb der WWF. Germanwatch betonte, anhand der Berichte lasse sich auf Klimasünder "ganz öffentlich Druck ausüben".
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) will am 22. April, dem "Tag der Erde", ihre Unterschrift unter das Abkommen setzen. Es tritt in Kraft, wenn es 55 Prozent der Staaten ratifiziert haben. Außerdem müssen diese Staaten mindestens 55 Prozent der Treibhausgas-Emissionen abdecken. Auch ihr Ministerium wirbt offen für eine Verschärfung der europäischen Klimaziele für das Jahr 2030.
China will 1000 Kohleminen schließen
Die Bundesregierung arbeitet derzeit an einem neuen Klimaschutzplan bis 2050 - allerdings droht die Koalition bereits die aktuellen Klimaschutzziele bis 2020 deutlich zu verfehlen. So kommt eine Analyse im Auftrag des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) zu dem Ergebnis, dass Deutschland seine Treibhausgasemissionen bis 2020 nach jetzigem Stand nur um 32 Prozent gegenüber 1990 mindern kann - die Regierung hat sich 40 Prozent vorgenommen.
Figueres lobte Fortschritte beim Klimaschutz in vielen Weltregionen. "Der König von Marokko hat zum Beispiel das größte Solarenergie-Kraftwerk der Welt eröffnet. China hat angekündigt, dass es 1000 Kohlenminen dicht machen wird."
Zugleich warnte die UN-Diplomatin die US-Republikaner vor einem Ausstieg aus dem Klimaabkommen, sollte einer ihrer Kandidaten die Präsidentschaftswahl gewinnen. "Sollten sich die Vereinigten Staaten nun wieder den Energieträgern des letzten Jahrhunderts zuwenden, wird das schlicht und einfach ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt schaden."