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Teure Grundversorgungstarife werden riskant

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox

Die örtlichen Grundversorgungstarife für Strom und Gas sind derzeit deutlich teurer als Angebote für Neukunden. Haushalte, die den Standardtarif des örtlichen Versorgers beziehen, können durch einen Wechsel mehrere Hundert Euro pro Jahr sparen. Die Kundenabwanderung kann für die Grundversorger finanziell riskant werden, wenn sie Energie teuer im Großhandel eingekauft haben.

In einem Interview mit dem Branchendienst Energate weist Andreas Schwenzer, Partner der Beratungsgesellschaft Advyce & Perlitz, auf wirtschaftliche Risiken für örtliche Grundversorger hin. Wenn die Versorger Energie zu extrem hohen Großhandelspreisen im Jahr 2022 langfristig eingekauft haben und nun Kunden verlieren, können sie die überschüssige Energie nur unter großen Verlusten zurückverkaufen. Diese Konstellation könne sich zu einem echten Ertragsrisiko entwickeln.

Grundversorgung war 2022 häufig der günstigste Tarif

Als im vergangenen Jahr die Großhandelspreise für Strom und Gas Rekordwerte erreichten, reagierten zahlen Energieanbieter mit schnellen Preiserhöhungen für ihre Kunden. Viele regionale Grundversorger erhöhten ihre Endkundenpreise erst deutlich später, da sie sich langfristig mit Energie eingedeckt hatten, als die Großhandelspreise noch günstig waren.

Die Folge war, dass in der zweiten Jahreshälfte 2022 der örtliche Grundversorgungstarif häufig das günstigste verfügbare Strom- oder Gasangebot für Haushalte war. Wer eine starke Preiserhöhung eines überregionalen Anbieters erhielt, tat oft gut daran, zu kündigen und sich in den vergleichsweise günstigen Grundversorgungstarif des örtlichen Versorgers fallen zu lassen.

Grundversorgungstarife sind wieder teuer

Im Jahr 2023 hat sich das Bild wieder gedreht – nach zahlreichen Preiserhöhungen gehört die örtlichen Grundversorgung nun wieder zu den teuersten Angeboten.

Die Stromkosten im örtlichen Grundversorgungstarif liegen im bundesweiten Durchschnitt bei einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh aktuell bei 48,9 Cent/kWh (inklusive Grundpreis und exklusive Preisbremse). Der Gaspreis im örtlichen Grundversorgungstarif beträgt im bundesweiten Durchschnitt bei einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh derzeit 16,5 Cent/kWh (inklusive Grundpreis und exklusive Preisbremse). Der Großteil der Grundversorgungstarife liegt damit nach wie vor über den Deckelbeträgen der staatlichen Preisbremsen von 40 bzw. 12 Cent/kWh.

Anbieterwechsel kann über 600 Euro einsparen

Aktuell kostet eine Kilowattstunde Strom im günstigsten verfügbaren Tarif mit empfehlenswerten Bedingungen im Bundesschnitt 32,1 Cent/kWh, beim Gas sind es 10,3 Cent/kWh (jeweils inklusive Grundpreis). Der Anreiz zu wechseln ist für viele Haushalte aufgrund der starken Preisunterschiede hoch, denn sie können durch einen Wechsel bis zu 600 Euro an Energiekosten einsparen.

Da der örtlichen Grundversorgungstarif immer mit einer Frist von zwei Woche gekündigt werden kann, müssen sich Stadtwerke darauf einstellen, dass eine große Zahl von Kunden, für die bereits Energie beschafft wurde, schnell wechseln kann. Andreas Schwenzer rät den Unternehmen daher, aktiv mit günstigeren Angeboten auf ihre Kunden zuzugehen und die Beschaffung auch für die Grundversorgung kurzfristiger zu gestalten.