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Hohe Energiepreise treiben Inflation auf fast 8 Prozent

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Die starken Preissteigerungen für Energie und Lebensmittel haben das Leben in Deutschland in den letzten Monaten deutlich verteuert. Die Inflationsrate ist mit 7,9 Prozent auf den höchsten Stand seit fast 50 Jahren gestiegen. Eine Entspannung der Lage ist derzeit nicht in Sicht. Volkswirte machen Verbraucherinnen und Verbrauchern wenig Hoffnung, dass die Preise rasch wieder sinken werden.

Im Mai lagen die Verbraucherpreise um 7,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat. Damit verharrte die Inflationsrate in Europas größter Volkswirtschaft im dritten Monat in Folge über der Marke von 7 Prozent.

Heizöl, Gas, Sprit und Strom mit Rekordpreisen

Die Preise für Heizöl haben sich zwischen Mai 2021 und Mai 2022 mit 94,8 Prozent fast verdoppelt. Die Gaspreise sind im gleichen Zeitraum um 55,2 Prozent angestiegen. Kraftstoffe sind 41 Prozent und Strom 21,5 Prozent teurer als noch vor 12 Monaten.

Infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine hatten die Energiepreise in den vergangenen Monaten auf hohem Niveau deutlich angezogen. Russland ist ein wichtiger Lieferant von Erdöl und Erdgas. Doch nicht nur die angespannte Lage auf dem Weltmarkt treibt die Energiepreise, sondern auch die deutsche CO2-Abgabe: Seit Jahresbeginn sind 30 Euro je Tonne Kohlendioxid fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht.

Inflation so stark wie in den 1970er Jahren

Lieferengpässe sorgen zudem dafür, dass Preise für viele Waren anziehen. Lebensmittel verteuerten sich um 11,1 Prozent. Damit verstärkte sich der Preisauftrieb nach 8,6 Prozent im April noch einmal kräftig. Die Preise für Waren insgesamt erhöhten sich im Mai zum Vorjahresmonat um 13,6 Prozent. Es gebe «Preiserhöhungen in fast allen Bereichen», stellten die Statistiker fest.

Inflationsraten auf dem derzeitigen Niveau gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie. In den alten Bundesländern muss man bis in den Winter 1973/1974 zurückblicken, um ähnlich hohe Werte zu finden. Damals waren die Energiepreise infolge der ersten Ölkrise gestiegen. Höhere Inflationsraten schmälern die Kaufkraft. Verbraucher können sich für einen Euro dann weniger leisten.

Entspannung ist kurzfristig nicht in Sicht

Die Verkaufspreise im Großhandel, die auf die Verbraucherpreise wirken, waren nach Berechnungen des Bundesamtes im Mai um 22,9 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Damit war der Anstieg zwar etwas schwächer als im April 2022. Von April auf Mai dieses Jahres allerdings stiegen die Großhandelspreise um 1,0 Prozent. Die höheren Großhandelpreise deuten auf weiterhin hohe Preise für Verbraucherinnen und Verbraucher hin.

Änderung der Geldpolitik notwendig

Die Bundesbank erwartet für das Gesamtjahr in Deutschland eine Teuerungsrate von 7,1 Prozent gemessen am sogenannten harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI). Diesen zieht die Europäische Zentralbank für ihre Geldpolitik heran. Im Mai lag der HVPI in Deutschland um 8,7 Prozent über Vorjahresniveau.

Die EZB peilt für den Währungsraum der 19 Länder mittelfristig stabile Preise bei 2 Prozent Inflation an. Angesichts der rekordhohen Teuerung hat die Notenbank nach langem Zögern den Ausstieg aus ihrer seit Jahren ultralockeren Geldpolitik beschlossen: Die milliardenschweren Anleihenzukäufe werden zum 1. Juli beendet. Am 21. Juli will der EZB-Rat die Leitzinsen erstmals seit elf Jahren wieder erhöhen, zunächst um jeweils 0,25 Prozentpunkte.

«Die Geldpolitik ist aufgerufen, die Teuerung durch konsequentes Handeln zurückzuführen», mahnte jüngst Bundesbankpräsident Joachim Nagel.