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Wenn Autofahrer einmal nicht mehr Auto fahren

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Palo Alto - Lieblingsmusik hören statt Lenkrad bedienen, Büroarbeit erledigen statt Bremse treten? Im Silicon Valley arbeiten Forscher und Entwickler an der Zukunft des Automobils.

"Hello Jane", wird die Fahrerin begrüßt. Der Sitz wird genau auf ihre Maße eingestellt. Im Radio wird ihr Lieblingssender gewählt, die Wettervorhersage für das Fahrtziel verlesen - danach die neusten persönlichen Meldungen aus den sozialen Medien.

Während der Fahrt erkennt das Auto, dass der Tank bald leer ist und schlägt eine Tankstelle an der Fahrstrecke mit dem günstigsten Preis vor. Und Jane braucht nur die Hand zu bewegen, um die Landkarte im Display zu bewegen.

"Das ist die Zukunft, die aus unserer Sicht kommen wird"

Jane ist eine fiktive Fahrerin in einem Imagefilm des Technikkonzerns Bosch. Ein Auto, das seine Fahrerin automatisch erkennt und sich auf sie ganz persönlich einstellt: "Das ist die Zukunft, die aus unserer Sicht kommen wird", sagt Jiri Marek, der bei Bosch im kalifornischen Palo Alto für Forschung und Technologie zuständig ist. Im Silicon Valley forscht Bosch, das seine Zentrale in Gerlingen bei Stuttgart (Baden-Württemberg) hat, zum autonomen und vernetzten Fahren.

Idee: Auto als dritter Lebensraum neben Büro und Zuhause

Axel Gern, Leiter Autonomes Fahren bei Mercedes-Benz Research and Development für Nordamerika in Sunnyvale, erklärte die Idee, mit der Autobauer die Notwendigkeit solcher Technik begründen: Die größten Städte der Welt, die Megacities, wachsen. Der Verkehr nimmt zu - die Staus werden größer. "Die Leute verbringen im Auto Lebenszeit. Deswegen ist die Idee, neben dem Zuhause und dem Büro einen dritten Lebensraum zu schaffen", sagt er. Damit der Fahrer die Zeit im Auto auch sinnvoll nutzen kann, werden die Autos nach dieser Vision künftig völlig selbstständig die Straße entlangfahren.

Alle Hersteller feilen an Ideen, wie mit Hilfe von Mobilfunkchips und smarten Helferlein Autos intelligenter werden können. Der Münchner Autobauer BMW arbeitet wie Audi daran, dass sich das Auto selber einen Platz im Parkhaus sucht. BWM und Volkswagen experimentierten mit der Gestensteuerung, bei der man den Bildschirm im Cockpit nicht mehr berühren muss.

Intelligente Fahrzeuge sollen ab 2030 auf den Straßen rollen

Im Januar präsentierte Daimler bei der Technik-Messe CES in Las Vegas mit dem F015 ein Forschungsfahrzeug, das autonom fährt und per Smartphone-App gerufen werden kann. Es hat eine futuristische, langgezogene Form und einen Innenraum mit drehbaren Vordersitzen. Bis 2030 sollen solche Fahrzeuge auf den Straßen rollen.

Anfänge für intelligente Fahrzeuge gibt es bereits, etwa in Form von elektronischen Assistenten für das Einparken oder Stauassistenten, bei denen das Auto im dichten Verkehr automatisch dem Vordermann folgt. Doch für autonome Fahrzeuge fehlen zumindest in Europa noch die verkehrsrechtlichen Voraussetzungen.

Internet der Dinge: Internet der Autos

Das Internet wird bereits jetzt immer mehr mit dem Auto vernetzt. Schon heute ist es möglich, das Smartphone im Wagen zu integrieren und während der Fahrt sicher, zum Beispiel über die Lenkradtasten oder per Sprachsteuerung, zu bedienen. Künftig sollen Autos untereinander kommunizieren können und Informationen - etwa zu Gefahrenquellen auf der Straße - austauschen.

Autos sollen Wünsche der Kunden kennen

"Wir wollen das Auto befähigen vorherzusehen, was der Kunde will", sagt Arwed Niestroj, CIO von Mercedes-Benz Research and Development in Nordamerika. Wenn der Fahrer etwa morgens mit Handy und Aktentasche ins Auto steigt, soll der Wagen von sich aus erkennen, dass es ins Büro geht. Und der Fahrer soll zu Hause dank der Vernetzung abrufen können, wie weit er gefahren ist, ob Wartungen nötig sind und wann wieder getankt werden muss.

Fehler können immense Folgen haben

Dass die Entwicklung solcher künstlicher Intelligenz eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, hat nach Angaben von Bosch-Technologieexperte Marek seinen Grund: Die Erwartungshaltung an die Qualität von Automobilsystemen sei hoch, weil Fehler immense Folgen haben können.

"Wenn das Auto am Morgen nicht mehr geht, haben Sie ein Problem." Ein Auto hält etwa 15 Jahre lang. "Die Konsumelektronik entwickelt sich immer schneller, Autos leben aber immer länger." Die Software im Wagen lange am Leben zu halten, das sei die große Herausforderung. Ein weiterer Punkt wird der Datenschutz sein. Erste Hackerangriffe auf die intelligenten Systeme im Auto hat es schon gegeben.

Auto-Vernetzung: Wer hat Zugriff auf die Daten?

Im Silicon Valley tüfteln auch die IT-Platzhirsche Google und Apple an der Frage, wie Autos künftig vernetzt werden können. Mit der Vernetzung entsteht aber auch die Frage, wer in Zukunft eigentlich den Zugriff auf die Daten im Fahrzeug hat. Volkswagen-Chef Martin Winterkorn betonte kürzlich, dass die Automobilhersteller die Hoheit über sie behalten müssten. Nur so sei ihr Schutz garantiert.