Zwei Jahre nach der Jahrhundertflut: Zwei-Drittel-Mehrheit für Pflichtversicherung gegen Elementarschäden
16.07.2023 | 12:14
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. An diesem Wochenende jährt sich das Jahrhunderthochwasser im Ahrtal und in anderen Teilen Deutschlands zum zweiten Mal. Während die Politik weiterhin über eine Versicherungspflicht gegen Elementarschäden diskutiert, spricht sich unter deutschen Hausbesitzern eine klare Mehrheit von 68 Prozent dafür aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Verivox-Umfrage unter 1.017 Hausbesitzern.
Zwei von drei Hausbesitzern befürworten Pflichtversicherung
68 Prozent der befragten Hauseigentümerinnen und -eigentümer finden eine Versicherungspflicht gegen Elementarrisiken wie Starkregen, Hochwasser und andere Naturgefahren richtig. Nur 26 Prozent lehnen eine Versicherungspflicht ab. Auch zwei Jahre nach der Jahrhundertflut im Ahrtal und in anderen Teilen Deutschlands findet eine gesetzliche Versicherungspflicht damit eine breite Zustimmung. In einer früheren Verivox-Umfrage vom Februar 2022 – ein gutes halbes Jahr nach der Flutkatastrophe – hatten sich 79 Prozent dafür ausgesprochen. In der Politik wird weiterhin über eine Versicherungspflicht gegen Elementarrisiken diskutiert. Zuletzt stimmte der Bundesrat klar dafür. Eine Arbeitsgruppe aus Bund und Ländern soll nun unterschiedliche Optionen für eine weitere Verbreitung der Elementarschadenversicherung prüfen.
Im Gegensatz zum Bundesrat lehnt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GdV) eine Pflichtversicherung ab. Er setzt sich für eine sogenannte "Opt-Out-Lösung" ein: Alle Gebäudeversicherungen sollen künftig auch Elementarschäden einschließen, wenn Versicherte dem Einschluss nicht ausdrücklich widersprechen. Die Zustimmung zu dieser Lösung ist unter den Hausbesitzern in der Verivox-Umfrage sogar noch größer. Fast drei von vier Befragten (72 Prozent) sprechen sich dafür aus.
Nur etwas mehr als die Hälfte ist gegen Elementarschäden abgesichert
"Ob Pflichtversicherung oder Opt-out-Modell – beim Elementarschutz für Wohngebäude muss dringend nachgebessert werden", sagt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. "Hausbesitzer müssen sich einfacher als bisher gegen Elementargefahren absichern können. Bei der Ausgestaltung sind die Eigentümer offen für verschiedene Optionen."
Längst nicht alle Hausbesitzer sind ausreichend gegen Elementarrisiken versichert: Nur etwas mehr als die Hälfte (59 Prozent) gibt an, derzeit über einen solchen Versicherungsschutz zu verfügen. Etwa jeder Zehnte (11 Prozent) hat die Elementarschadenversicherung nach der Ahrtal-Katastrophe abgeschlossen. Aber auch fast jeder Siebte (14 Prozent) gibt an, eine Elementarschadenversicherung komme für ihn nicht infrage.
Kaum Ersparnisse, um Schäden selbst zu tragen
Ein Großteil der Hauseigentümer wäre kaum in der Lage, Unwetterschäden am Haus aus der eigenen Tasche zu bezahlen. Im Durchschnitt haben die Befragten in der Verivox-Umfrage für Reparaturen und Instandhaltungen nur knapp 17.000 Euro zurückgelegt. Mit 35 Prozent der Hausbesitzer gibt sogar mehr als jeder Dritte an, überhaupt keine Ersparnisse für das eigene Häuslein beiseitegelegt zu haben.
"Ohne ausreichende Ersparnisse und Versicherungsschutz steht im Schadensfall die gesamte wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel", sagt Wolfgang Schütz. "Hausbesitzer sollten sich deshalb um einen angemessenen Schutz für ihre Immobilie kümmern. Da insbesondere Starkregenereignisse überall auftreten können, ist der Einschluss von Elementarschäden in der Gebäudeversicherung für jeden Hauseigentümer empfehlenswert."
Sorge vor weiteren Naturkatastrophen nimmt ab
Doch wie nach vielen Naturkatastrophen ist das Risikobewusstsein in der Bevölkerung seit dem Ahrtal-Hochwasser wieder gesunken. Nur noch etwas mehr als die Hälfte (52,2 Prozent) der Befragten macht sich Sorgen, dass vergleichbare Naturkatastrophen in Zukunft auch in der eigenen Region häufiger auftreten werden. Zum Vergleich: Im Februar 2022 befürchtete noch eine klare Mehrheit von 69,2 Prozent Großwetterereignisse vor der eigenen Haustür.
"Viele Hausbesitzer unterschätzen ihr Risiko für künftige Schadenereignisse und messen es an zurückliegenden Erfahrungen", sagt Wolfgang Schütz. "Aufgrund des Klimawandels muss in Zukunft aber auch in mehr Regionen als bisher mit Elementarschäden gerechnet werden."
Den großen Einfluss eigener Erfahrungen zeigen auch die Umfrageergebnisse: Drei von vier Befragten (78 Prozent), deren Haus in den vergangenen zwölf Monaten durch Naturereignisse wie Starkregen, Hochwasser oder Sturm beschädigt wurde, befürchten weitere Naturkatastrophen in der eigenen Region. Bei den Hausbesitzern, die noch keine Elementarschäden erlitten haben, sind es hingegen 47 Prozent.
Methodik
Im Auftrag von Verivox hat das Marktforschungsinstitut Innofact Anfang Juli 2023 insgesamt 1.017 und Ende Februar 2022 insgesamt 1.024 Hauseigentümer online befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für private Hausbesitzer im Alter von 18 bis 75 Jahren, die selbst in ihrer Immobilie wohnen und in ihrem Haushalt für Entscheidungen rund um den Abschluss von Versicherungen zumindest mitverantwortlich sind.