Weniger Gehalt, höhere Zinsen: Kredite für Frauen 7 Prozent teurer
04.03.2022 | 12:02
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Die Durchschnittsgehälter von Frauen und Männern liegen in Deutschland immer noch weit auseinander. Dadurch haben Frauen auch bei der Kreditaufnahme spürbare Nachteile. Wie eine aktuelle Verivox-Auswertung von rund 300.000 Kreditanfragen zeigt, erhalten Frauen seltener ein Finanzierungsangebot und ihre Kredite sind im Schnitt 7 Prozent teurer.
Zinskosten für Frauen 7 Prozent höher
3,85 Prozent – so hoch ist der durchschnittliche Zinssatz von Frauen, die über Verivox einen Kredit aufnehmen. Männer zahlen im Schnitt nur 3,60 Prozent Zinsen. Somit sind Kredite für Frauen 7 Prozent teurer.
Der Grund für die höheren Zinsen von Kreditnehmerinnen ist ihr geringerer Verdienst. Im Schnitt verdienen Verivox-Kundinnen 23 Prozent weniger als die männlichen Kreditnehmer. Das entspricht einer Lohnlücke von 606 Euro. „Durch ihr oft geringeres Gehalt sind Frauen bei der Kreditaufnahme im Nachteil, denn für Banken zählen Sicherheit und Höhe des Einkommens zu den wichtigsten Kriterien bei der Prüfung der Kreditwürdigkeit“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.
Wer weniger verdient, kann nicht so hohe Kredite aufnehmen, zahlt höhere Zinsen und erhält seltener eine Finanzierungszusage. 71 Prozent aller Männer, die über Verivox Kredite anfragen, erhalten mindestens ein Bankangebot. Bei den Frauen liegt die Angebotsquote nur bei 64 Prozent. Auch die durchschnittliche Kredithöhe ist bei ihnen 18 Prozent niedriger als bei männlichen Kreditnehmern.
Lohnunterschied wächst mit dem Alter
Wie die Verivox-Daten zeigen, vergrößert sich die Kluft beim Verdienst im Laufe des Erwerbslebens. Schon im jungen Erwachsenenalter von 18 bis 35 Jahren verdienen Frauen im Schnitt 16 Prozent weniger als gleichaltrige Männer. Danach geht die Schere noch weiter auseinander. In den Altersgruppen von 36 bis 50 und von 51 bis 65 Jahren klafft zwischen den Geschlechtern eine Lohnlücke von 27 Prozent. Erst im höheren Alter nähern sich die Durchschnittseinkommen wieder an. Bei den Seniorinnen und Senioren ab 65 Jahren beträgt der Unterschied zwischen Frauen und Männern noch 16 Prozent.
„Frauen arbeiten öfter in Branchen mit niedrigem Lohnniveau. In der Zeit während und nach der Familiengründung kommen häufig noch längere Job-Auszeiten und Teilzeit-Arbeitsverhältnisse hinzu und vergrößern die Einkommensungleichheit“, sagt Oliver Maier. Ein Teil der Lohnlücke lässt sich auf solche strukturellen Unterschiede in den Erwerbsbiografien von Männern und Frauen zurückführen.
Modellrechnung: 660 Euro sparen im Vergleich zum Bundesschnitt
Um sich trotz des niedrigeren Durchschnittsgehalts günstige Konditionen zu sichern, ist gerade für Frauen ein gründlicher Kreditvergleich unerlässlich: Laut Bundesbankstatistiken zahlten Verbraucherinnen und Verbraucher im bundesweiten Durchschnitt letztes Jahr 5,53 Prozent Zinsen für einen Ratenkredit. Bei einem Darlehen von 15.000 Euro mit 5 Jahren Laufzeit wären das 2.147 Euro Zinskosten. Bei Verivox zahlen Kreditnehmerinnen im Schnitt nur 3,85 Prozent Zinsen. Damit ist ihr durchschnittlicher Zinssatz zwar etwas höher als bei den Männern. Im Vergleich zu einem Kredit zum deutschen Durchschnittszins sparen sie aber immer noch 660 Euro.
Wer noch mehr sparen möchte, kann das Darlehen zusammen mit einer weiteren Person aufnehmen. Das muss nicht zwangsläufig der eigene Ehe- und Lebenspartner sein. Auch Familienangehörige und enge Freunde kommen infrage. Wie sehr sich die gemeinschaftliche Kreditaufnahme lohnen kann, zeigt eine weitere Verivox-Auswertung: Wer den Kredit zu zweit abschließt, erhält das Darlehen im Durchschnitt 31 Prozent günstiger als eine Einzelperson.
Methodik
Für die Analyse wurden rund 300.000 Ratenkreditanfragen über Verivox ausgewertet. Im Zuge ihrer Kreditanfrage machen Verbraucherinnen und Verbraucher Angaben zu ihrem Einkommen. Diese Daten wurden für die Erhebung anonymisiert ausgewertet.