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Tagesgeldzinsen erstmals wieder über 1 Prozent – doch jede vierte Bank zahlt immer noch gar nichts

15.06.2023 | 09:13

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox

Heidelberg. Zum ersten Mal seit Jahren liegen die durchschnittlichen Zinsen für bundesweit verfügbare Tagesgeldangebote wieder oberhalb der 1-Prozent-Marke. Doch längst nicht alle Sparer profitieren von steigenden Zinsen. Noch immer bietet ein Viertel aller Banken auf dem Tagesgeldkonto überhaupt keine Verzinsung. Vor allem bei Sparkassen und Volksbanken gehen Sparer immer noch häufig leer aus. Zu diesem Ergebnis kommen aktuelle Zinsauswertungen des Vergleichsportals Verivox.

Nullzinsen bei mindestens 180 Banken

Noch immer kommt der allgemeine Zinsanstieg nicht bei allen Sparern an: Verivox hat die Tagesgeldzinsen von insgesamt 731 Banken und Sparkassen ausgewertet. 180 dieser Institute bieten Tagesgeldanlegern nach wie vor überhaupt keine Guthabenverzinsung. Das entspricht einem Anteil von 25 Prozent.

"Dass ein Viertel aller Geldhäuser immer noch keine Tagesgeldzinsen zahlt, wirkt knapp ein Jahr nach der ersten Leitzinserhöhung wie aus der Zeit gefallen", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. "Die Banken selbst streichen längst wieder über 3 Prozent Zinsen ein, wenn sie Spargelder bei der Europäischen Zentralbank parken. Da wäre es nur recht und billig, zumindest einen Teil dieser Erträge an die eigene Kundschaft weiterzugeben."

Wie die Verivox-Analyse zeigt, sind es vor allem regionale Geldhäuser, bei denen die Kundinnen und Kunden leer ausgehen: Von 305 ausgewerteten Sparkassen bieten 77 keine Verzinsung, was einem Anteil von 25 Prozent entspricht. Mit 28 Prozent sogar noch etwas höher fällt der Anteil der Institute mit 0,00 Prozent Tagesgeldzinsen unter den regionalen Genossenschaftsbanken aus. Dazu gehören die örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie die PSD- und Sparda-Banken. 99 dieser insgesamt 349 genossenschaftlichen Regionalbanken in der Auswertung bieten auf dem Tagesgeldkonto keine Verzinsung. Von den 77 bundesweit aktiven Banken in der Auswertung zahlen hingegen nur vier keine Tagesgeldzinsen.

Bundesweit verfügbare Tagesgelder bringen im Schnitt 1,1 Prozent

Auch bei den Durchschnittszinsen gibt es große Unterschiede zwischen den Banken, die ihre Sparprodukte bundesweit anbieten, und den regionalen Instituten: Mit 1,1 Prozent hat der Durchschnittszins der bundesweit abschließbaren Tagesgeldangebote in der aktuellen Auswertung erstmals wieder die 1-Prozent-Marke durchbrochen. Bei dieser Verzinsung brächte eine Anlage in Höhe von 10.000 Euro immerhin 110 Euro jährliche Zinseinnahmen. Die Sparkassen verzinsen Tagesgeldanlagen im Schnitt nur mit 0,28 Prozent, die regionalen Genossenschaftsbanken zahlen 0,27 Prozent. Bei den bundesweit aktiven Banken wird Tagesgeld somit rund vier Mal so hoch verzinst wie bei den Regionalbanken.

Wer sein Geld 2 Jahre lang fest anlegt, erhält dafür bei bundesweit aktiven Banken im Schnitt aktuell 2,73 Prozent Zinsen. Sparkassenkunden müssen sich im Schnitt mit 1,96 Prozent Zinsen begnügen. Die regionalen Genossenschaftsbanken zahlen durchschnittlich 2,05 Prozent.

Top-Anbieter zahlen über 4 Prozent aufs Festgeld

"Wer vor der Anlageentscheidung Angebote vergleicht, kann sich deutlich höhere Zinsen sichern", sagt Oliver Maier. Aktuell bieten 23 Banken Tagesgeldzinsen in Höhe von 3 Prozent oder mehr. Der marktweite Top-Zins liegt aktuell bei 3,35 Prozent. Bei den meisten Banken gelten so hohe Zinsen nur für Neukunden oder für neu angelegtes Geld und sie sind auf wenige Monate befristet. Doch es gibt zwei Ausnahmen: Bei der Münchner BMW Bank und der tschechischen J&T Direktbank erhalten Neu- und Bestandskunden gleichermaßen 3 Prozent Tagesgeldzinsen.

Für 2-jähriges Festgeld zahlen deutsche Institute derzeit bis zu 3,8 Prozent. Bei Banken mit Sitz im europäischen Ausland können Sparer bis zu 4,05 Prozent Zinsen einstreichen. Wer 10.000 Euro zu diesem Zinssatz anlegt, kassiert über die volle Laufzeit insgesamt 826 Euro Zinsen. EU-weit greift für Einlagen auf Tages- und Festgeldkonten die gesetzliche Einlagensicherung. Bis zu 100.000 Euro pro Bank und Kunde sind dadurch abgesichert. Viele deutsche Banken haben sich darüber hinaus freiwillig dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken angeschlossen, über den bis zu 5 Mio. Euro abgesichert sind.

Methodik

Für die Analyse hat Verivox die Konditionen von rund 800 Banken und Sparkassen ausgewertet – darunter 731 mit mindestens einem Tagesgeldangebot. Berücksichtigt wurden sämtliche Kreditinstitute, die ihre Zinsen frei zugänglich auf ihrer Website veröffentlichen. Es gibt Banken, die ihre Konditionen nicht im Internet ausweisen – darunter möglicherweise auch weitere mit Nullzinsen. Zinssätze wurden auf die zweite Nachkommastelle gerundet. Banken mit einem Tagesgeldzins von 0,001% wurden also den Instituten mit Nullzins zugerechnet. Ausgewertet wurden die Zinsen für eine Anlagesumme von 10.000 Euro.

Im regionalen Sektor wird zwischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken unterschieden. In beiden Institutsgruppen gibt es einzelne Häuser, die ihr Tagesgeld deutschlandweit anbieten und deshalb den bundesweit verfügbaren Angeboten zugeordnet wurden.

Die Konditionen der Top-Angebote wurden am 14.06.2023 erhoben. Stichtag der übrigen Auswertungen ist der 9.6.2023.