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Stromsparen lohnt sich immer weniger: Verbraucher mit niedrigen Verbräuchen zahlen mehr

06.09.2019 | 09:34

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox

Heidelberg - Die Strompreise der Grundversorgung sind in den letzten fünf Jahren für Verbraucher mit niedrigen Verbräuchen fast doppelt so stark gestiegen wie die Preise für Kunden mit höherem Stromverbrauch. Das hat eine Analyse der Tarifexperten von Verivox ergeben.

Grundpreis und Arbeitspreis driften auseinander

Der Grund für die ungleiche Preisentwicklung bei unterschiedlichen Verbräuchen liegt in der Struktur der meisten Stromtarife. Sie bestehen aus einem festen monatlichen Grundpreis, der unabhängig vom Verbrauch fällig wird, und einem Arbeitspreis pro Kilowattstunde. Während die Arbeitspreise im Fünf-Jahres-Vergleich nur um rund 3 Prozent gestiegen sind, wurden die Grundpreise im gleichen Zeitraum um über 30 Prozent erhöht.

Die Folge: Je höher der Stromverbrauch eines Haushaltes ist, desto niedriger fällt die Strompreissteigerung aus. „Diese Entwicklung macht das Stromsparen aus Kostengründen immer weniger attraktiv“, sagt Valerian Vogel, Energieexperte von Verivox. „Um stromsparendes Verhalten effektiv zu belohnen, müsste gerade der Preis pro Kilowattstunde im Vergleich zum monatlichen Festpreis deutlich ansteigen.“

Ein-Personen-Haushalte von stärkstem Strompreisanstieg betroffen

Die gesamten Stromkosten für einen Ein-Personen-Haushalt ohne elektrische Warmwasserbereitung (1.500 kWh) stiegen im Grundversorgungtarif zwischen 2014 und 2019 um 8,4 Prozent. Bei einem Jahresverbrauch von 6.000 kWh (zum Beispiel ein Vier-Personen-Haushalt mit elektrischer Warmwasserbereitung) sind die Gesamtkosten im selben Zeitraum nur um 4,8 Prozent gestiegen. Bei einem hohen Stromverbrauch von 10.000 kWh (beispielsweise eine Familie mit stromintensiven Installationen wie etwa Sauna oder Swimmingpool) sinkt die Steigerungsrate auf 4,5 Prozent.

Infografik Stromkostenentwicklung

Warum steigen vor allem die Grundkosten?

Der Anstieg der festen monatlichen Grundkosten geht vor allem auf die Entwicklung der Stromnetzgebühren zurück, die rund ein Viertel des Strompreises ausmachen. Bei diesen Gebühren stieg der Preis pro Kilowattstunde zwischen 2014 und 2019 um 1 Prozent, der feste Grundpreis stieg um rund 62 Prozent.

„Durch die Gebührenänderung sollen Eigenheimbesitzer, die selbst Strom produzieren und weniger Kilowattstunden aus dem Netz beziehen, über den Grundpreis mit in die Pflicht genommen werden“, sagt Valerian Vogel. „Doch dadurch werden Haushalte mit geringen Verbräuchen insgesamt benachteiligt, unabhängig davon ob sie selbst Strom produzieren oder einfach sparsam sind.“

Wie können sich Verbraucher wehren?

Den Netzgebühren können sich private Verbraucher nicht entziehen. Sie können jedoch zu einem insgesamt günstigeren Stromtarif wechseln. Eine Familie mit einem Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden, die bisher noch nie gewechselt hat, spart mit einem Wechsel in den günstigsten verfügbaren Tarif mit empfehlenswerten Bedingungen durchschnittlich 207 Euro ein.

Methodik

Die Datengrundlage sind Preisdaten der jeweils über 800 Netzbetreiber und Grundversorger (Stand: August 2014/2019). Laut Bundesnetzagentur beziehen rund 28 Prozent der privaten Haushalte den örtlichen Grundversorgungstarif. Alle Preise wurden entsprechend der Größe der Vertriebsgebiete gewichtet.