Strompreise für Neukunden sinken, Grundversorgung steigt
25.11.2022 | 08:37
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Heidelberg. Das neue Jahr beginnt für Stromkunden mit einer massiven Preiserhöhungswelle. Inzwischen findet eine Angleichung der Preise bei regionalen und überregionalen Versorgern statt. Das zeigen unsere aktuellen Informationen zum Strommarkt.
558 Strompreiserhöhungen um durchschnittlich 54 Prozent
Im November liegen die Stromkosten für einen Drei- bis Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh im bundesweiten Durchschnitt bei 1.836 Euro (45,9 Cent/kWh). Vor 12 Monaten lag der Durchschnittspreis noch bei 1.392 Euro. Die jährlichen Kosten sind damit um 444 Euro höher, was einer Steigerung von 32 Prozent entspricht.
Die sinkenden Großhandelspreise wirken sich auf die Strom-Angebote für Neukunden aus. Während sie im September und Oktober häufig über 55 Cent/kWh lagen, sind sie in der Zwischenzeit auf rund 43 Cent/kWh gesunken.
Grundversorgungskunden profitieren derzeit noch von einem allgemein niedrigeren Preisniveau. Derzeit kostet eine Kilowattstunde 36,93 Cent. Hier müssen Verbraucher sich allerdings auf deutlich steigende Preise einstellen:
Zum kommenden Jahr haben regionale Stromversorger 558 Strompreiserhöhungen um durchschnittlich 54 Prozent angekündigt. Für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh entspricht das Mehrkosten von rund 703 Euro im Jahr.
"Das neue Jahr beginnt mit einer massiven Preiserhöhungswelle beim Strom. Grundversorger müssen nun die höheren Marktpreise nach und nach an ihre Kunden weitergeben. Gleichzeitig sinken die Neukundenpreise der überregionalen Anbieter, die zuletzt deutlich über der regionalen Grundversorgung lagen. Es findet eine Angleichung der Preise bei regionalen und überregionalen Versorgern statt", so Thorsten Storck, Energieexperte beim Vergleichsportal Verivox.
Strom-Großhandelspreise geben nach, Netzentgelte steigen stark
Der Preis für eine Megawattstunde Strom zur Lieferung im kommenden Jahr lag an der Strombörse zuletzt bei rund 350 Euro. In den vergangenen Wochen sind sie damit deutlich gesunken. Im September wurden noch über 500 Euro pro Megawattstunde verlangt. Das Preisniveau ist aber nach wie vor noch historisch hoch. Im langjährigen Mittel bewegt sich der Preis je Megawattstunde Strom zwischen 35 und 55 Euro.
Neben den hohen Beschaffungskosten geraten die Strompreise auch durch die Entwicklung bei den Stromnetzentgelten unter Druck. Diese steigen zum Jahreswechsel bundesweit um knapp 20 Prozent an. Bei einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden (kWh) erhöhen sich die Stromnetzkosten von 303 Euro auf 360 Euro.
Strompreisbremse senkt Rechnung um rund 10 Prozent
Um die Haushalte bei den Stromkosten zu entlasten, ist eine Strompreisbremse ab März 2023 geplant, die rückwirkend ab Januar 2023 gelten soll.
Würde eine Deckelung von 80 Prozent des jährlichen Verbrauchs auf 40 Cent/kWh erfolgen, würden die jährlichen Gesamtkosten um rund 10 Prozent auf 1.647 Euro sinken. Das entspricht einer Entlastung von rund 189 Euro pro Jahr.
Ein Single-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 1.500 kWh würde um rund 71 Euro entlastet, Paare mit einem Jahresverbrauch von 2.800 kWh können mit einer Einsparung von rund 132 Euro rechnen.
"Die Strompreisebremse wird zu einer Entlastung der Haushalte führen, die Folgen der Energiepreisexplosion werden dadurch jedoch nur abgedämpft", sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. "Wird der Strompreis auf 40 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt, bleiben die Stromkosten dennoch historisch hoch. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 lag der durchschnittliche Strompreis für Haushalte noch unter 34 Cent - und war damit dennoch der höchste in ganz Europa."