Strom- und Gastarife: Preisunterschiede so hoch wie nie
07.06.2023 | 13:09
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Die Preisunterschiede bei den Strom- und Gastarifen sind so groß wie noch nie. Die Differenz zwischen den Grundversorgungstarifen der örtlichen Versorger und den günstigsten Angeboten für Neukunden beträgt für einen Musterhaushalt derzeit bei Strom 760 Euro. Beim Erdgas beträgt der Preisunterschied sogar 1.391 Euro. Die Preisunterschiede liegen damit weit über dem langjährigen Durchschnitt - auch dann noch, wenn die zeitlich befristeten Preisbremsen berücksichtigt werden. Für die Analyse hat das Vergleichsportal Verivox Energiepreisdaten der letzten 10 Jahre ausgewertet.
Stromtarife der örtlichen Versorger sind deutlich teurer
Derzeit liegen die Stromkosten für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh im örtlichen Grundversorgungstarif im bundesweiten Durchschnitt bei 1.960 Euro.
Rund 80 Prozent der Grundversorgungstarife haben einen Kilowattstundenpreis, der über dem Deckelbetrag der Strompreisbremse von 40 Cent/kWh liegt. Werden die staatlichen Subventionen aus der Strompreisbremse eingerechnet, liegen die durchschnittlichen Gesamtkosten im örtlichen Grundversorgungstarif bei gleichbleibendem Verbrauch bei rund 1.762 Euro.
Im günstigsten verfügbaren Neukundenangebot mit empfehlenswerten Bedingungen belaufen sich Gesamtkosten für 4.000 kWh aktuell auf 1.200 Euro. Das entspricht einem durchschnittlichen Preisunterschied zum örtlichen Grundversorgungstarif von 760 Euro (ohne Preisbremse), bzw. 562 Euro (mit Preisbremse). Im langjährigen Mittel liegt die durchschnittliche Einsparmöglichkeit zwischen Grundversorgungstarif und günstigsten Neukundentarif bei rund 350 Euro.
Riesige Preisunterschiede zwischen Gastarifen
Beim Gas ist diese Entwicklung noch deutlicher: Ein Haushalt im Einfamilienhaus im örtlichen Grundversorgungstarif hat bei einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh im bundesweiten Durchschnitt aktuell rechnerische Gesamtkosten von 3.238 Euro.
90 Prozent der Grundversorgungstarife für Erdgas weisen einen Kilowattstundenpreis aus, der über dem Deckelbetrag von 12 Cent/kWh im Rahmen der Gaspreisbremse liegt. Wird die staatliche Unterstützung bei gleichbleibendem Verbrauch berücksichtigt, liegen die durchschnittlichen Gaskosten im Grundversorgungstarif bei rund 2.670 Euro.
Im günstigsten verfügbaren Gastarif mit empfehlenswerten Bedingungen für Neukunden kostet die gleiche Gasmenge derzeit 1.847 Euro. Der Preisunterschied zum örtlichen Grundversorgungstarif würde damit ohne Preisbremse 1.391 Euro betragen. Aber auch mit Preisbremse liegt die Ersparnis immer noch bei 823 Euro.
Im langjährigen Durchschnitt liegt der Preisunterschied zwischen der örtlichen Gas-Grundversorgung und dem günstigsten Neukundenangebot bei 540 Euro.
"Die örtlichen Versorger haben in der Regel eine langfristige Beschaffungsstrategie. Viele der Unternehmen kämpfen noch mit den Rekordpreisen im Großhandel, die im Jahr 2022 fällig wurden. Zudem dämpft die staatliche Unterstützung in Form der Preisbremsen den Preisdruck", sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
"Die großen Preisunterschiede sind ein deutliches Zeichen dafür, dass niedrigere Beschaffungskosten bei überregionalen Neukundenangeboten schneller an die Haushalte weitergegeben werden. Deshalb raten wir, die aktuellen Tarife zu vergleichen. Ein Wechsel aus dem örtlichen Grundversorgungstarif ist jederzeit möglich, die Kündigung übernimmt der neue Anbieter."
Methodik
Verivox hat die verfügbaren veröffentlichungspflichtigen Gas- und Strompreise für Bestandskunden der rund 700 örtlichen Gas- Grundversorger und der rund 800 örtlichen Strom-Grundversorger in Deutschland ausgewertet und mit den günstigsten verfügbaren Angeboten mit empfehlenswerten Bedingungen verglichen.