Seniorenzuschlag in der Kfz-Versicherung: Ältere zahlen das Doppelte
22.11.2021 | 09:00
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Im Alter kann die Kfz-Versicherung deutlich teurer werden. Bei gleichen Rahmenbedingungen zahlen 80-Jährige für die Vollkaskoversicherung ihres Pkw doppelt so hohe Beiträge wie 30 Jahre jüngere Autofahrer. Das zeigt eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox. In der Praxis fällt der tatsächliche Mehrbeitrag allerdings meist niedriger aus. Höhere Schadenfreiheitsklassen und eine geringere Kilometerleistung gleichen die altersbedingten Zuschläge teilweise aus.
80-Jährige zahlen 97 Prozent mehr als 50-Jährige
Ein 80-jähriger Versicherter zahlt für eine Vollkaskoversicherung im Schnitt 97 Prozent mehr als ein 50-Jähriger. Für den Haftpflichtbaustein liegt der Zuschlag sogar bei 127 Prozent. Das zeigt eine aktuelle Verivox-Tarifauswertung mit Angeboten von mehr als 70 Kfz-Versicherern. In der Modellrechnung unterschieden sich die Fahrer lediglich im Alter. Bei sonst identischen Bedingungen erheben Versicherer für einen 65-Jährigen bereits 13 Prozent Aufpreis – für einen 75-Jährigen knapp 60 Prozent.
„Mit dem Alter steigt statistisch das Unfallrisiko. Daher veranschlagen die Versicherungsunternehmen vor allem für den Haftpflichtschutz höhere Kosten für ältere Fahrer“, sagt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH.
Große Unterschiede bei Seniorenzuschlägen
Wie hoch der Seniorenaufpreis ausfällt, kann von Versicherer zu Versicherer stark variieren: Für den 80-jährigen Modellfahrer schwanken die Mehrkosten zwischen 43 und 143 Prozent. „Die Versicherer berechnen Seniorenzuschläge in sehr unterschiedlicher Höhe. Insbesondere für ältere Fahrer lohnt sich daher ein Tarifvergleich. So sparen sie häufig mehrere Hundert Euro im Jahr“, sagt Wolfgang Schütz.
In der Praxis nur 14 Prozent Mehrkosten für Über-80-Jährige
In der Praxis entrichten viele Senioren jedoch deutlich geringere Jahresbeiträge, als die Modellrechnung vermuten lässt. Wie eine anonymisierte Auswertung der Versicherungsabschlüsse bei Verivox zeigt, zahlen 80-Jährige mit Vollkasko-Schutz lediglich 14 Prozent mehr als die Gruppe der 50- bis 54-Jährigen. In der Haftpflichtversicherung beläuft sich der Mehrbeitrag auf 27 Prozent. Autofahrer von 55 bis 74 Jahren zahlen sogar weniger für ihre Kfz-Versicherung als die jüngere Vergleichsgruppe.
„Erfahrungswerte“: Bis zu sieben SF-Klassen höher
Kostendämpfend wirken die höheren Schadenfreiheitsklassen und die deutlich geringere Fahrleistung von Senioren. Im Schnitt legen Über-80-Jährige nur noch rund 7.300 Kilometer pro Jahr zurück – fast 5.000 Kilometer weniger als die 50- bis 54-Jährigen. Wer weniger fährt, muss auch nicht so viel für die Versicherung ausgeben. Schon 30 Prozent weniger Fahrleistung können den Beitrag um rund ein Viertel reduzieren.
Außerdem zeigen die Verivox-Daten: Je älter die Autofahrer, desto höher die Schadenfreiheitsklasse. Über-80-Jährige sind im Schnitt um sieben Klassen höher eingestuft als 50- bis 54-Jährige. Ab 70 Jahren aufwärts sind es bereits sechs. „Viele Senioren erfahren sich einen höheren Schadenfreiheitsrabatt. Dabei kommt ihnen zugute, dass sich auf dem Mark immer höhere Schadenfreiheitsklassen durchsetzen“, sagt Wolfgang Schütz. Noch vor einigen Jahren wurden meist nur bis zu 35 schadenfreie Jahre anerkannt, heute sind es oft 50 Jahre und mehr. Kommt es zu einem Unfall, droht jedoch eine massive Kostensteigerung: „Wenn Senioren einen Unfall verursachen und in teurere Klassen zurückgestuft werden, dann schlägt der Alterszuschlag voll durch“, sagt Wolfgang Schütz.
Methodik
In der Modellrechnung sind die Rahmenbedingungen abgesehen vom Alter identisch: Die Versicherten aus Heidelberg (Schadenfreiheitsklasse 20) fahren einen fünf Jahre alten VW Passat mit einer jährlichen Fahrleistung von 13.000 Kilometern. Ausgewertet wurden rund 400 Kfz-Versicherungstarife von über 70 Anbietern. Für die Analyse der tatsächlich gezahlten Prämien wurden die Kfz-Versicherungsabschlüsse bei Verivox während der vergangenen 12 Monate anonymisiert ausgewertet. Es handelt sich um überwiegend privat genutzte Pkw.