Preissturz: Balkonkraftwerke können sich schon nach drei Jahren rechnen
06.07.2023 | 10:45
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Mini-Solaranlagen werden immer günstiger. Die Anschaffungskosten haben sich mittlerweile im Idealfall bereits nach drei Jahren amortisiert. Besonders beliebt sind die Balkonkraftwerke in Norddeutschland, in Großstädten ist die Verbreitung eher gering. Das hat eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox ergeben.
Mini-Solaranlage reduziert Stromrechnung um bis zu 228 Euro pro Jahr
Steckerfertige Mini-Solaranlagen bestehen aus einem oder mehreren Modulen, die beispielsweise am Balkongeländer, an der Hausfassade oder auf dem Dach angebracht oder im Garten aufgestellt werden können.
Unter idealen Bedingungen kann ein Balkonkraftwerk mit einer Leistung von 600 Watt jährlich etwa 570 Kilowattstunden (kWh) Strom liefern. Wird der Strom komplett selbst verbraucht, entspricht das bei einem durchschnittlichen Kilowattstundenpreis von 39,94 Cent/kWh einer Einsparung von rund 228 Euro pro Jahr.
Eine Balkon-Solaranlage dieser Größe kostet zwischen 700 und 900 Euro. Die Anschaffungskosten sind in dieser Beispielrechnung nach drei bis vier Jahren wieder drin. Läuft die Anlage 20 Jahre lang, werden rund 4.550 Euro an Stromkosten eingespart.
"Balkonkraftwerke sind in den letzten Jahren immer günstiger geworden. Deswegen rentieren sie sich immer schneller. In diesem Jahr entfällt beim Kauf außerdem die Mehrwertsteuer. Einige Bundesländer und viele Kommunen fördern die Anschaffung zusätzlich", sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
Richtiger Ort für das Balkonkraftwerk ist wichtig
Entscheidend für den Ertrag der Anlage ist der Standort. Die beste Ausbeute an Sonnenenergie wird erreicht, wenn der Balkon nach Süden ausgerichtet ist, die Module leicht geneigt angebracht werden und kein Schatten auf die Solarmodule fällt. Wer allerdings einen Balkon Richtung Norden hat und die Module nur senkrecht anbringen kann, erhält weniger als ein Drittel des möglichen Ertrags.
"Die Anlagen lohnen sich oft auch dann, wenn keine Idealbedingungen erreicht werden, etwa weil die Ausrichtung nicht optimal ist oder der Selbstverbrauch geringer ausfällt. Es dauert dann nur etwas länger", sagt Thorsten Storck.
Technische Voraussetzungen für die Balkon-Solaranlage
Die Anbieter von Balkon-Solaranlagen werben damit, dass die Geräte direkt aufgestellt und an eine herkömmliche Steckdose angeschlossen werden können. Der Verband der Elektrotechnik (VDE) empfiehlt spezielle Einspeisesteckdosen, die jedoch ohne großen Aufwand eingebaut werden können. Außerdem muss vorher geprüft werden, ob der aktuelle Stromzähler für den Betrieb einer Balkon-Solaranlage geeignet ist.
Im Rahmen des Solarpaket I will die Bundesregierung die Anschaffung von Mini-Solaranlagen vereinfachen. Die Grenze für Mini-Solaranlagen soll von 600 Watt auf 800 Watt erhöht werden und die Verwendung normaler Schukostecker zur Norm werden. Dass sich ältere Ferraris-Stromzähler durch die Einspeisung der Mini-Solaranlage zeitweise rückwärts drehen, soll ebenfalls geduldet werden. Zusätzlich soll die Anmeldung der Anlagen erleichtert werden – bisher muss das sowohl beim örtlichen Netzbetreiber als auch bei der Bundesnetzagentur erfolgen.
Staatliche Förderung wirkt: Balkonkraftwerke vor allem in Norddeutschland beliebt
Allein im Jahr 2023 wurden rund 148.000 der insgesamt rund 220.000 Mini-Solaranlagen, die im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur registriert sind, angemeldet. Hinzu kommt eine unbekannte Zahl nicht registrierter Geräte.
Die meisten Balkonkraftwerke wurden im ersten Halbjahr 2023 in den bevölkerungsreichsten Bundesländern Nordrhein-Westfalen (31.346) und Bayern (22.919) registriert. Die meisten Registrierungen pro Haushalt gab es jedoch in Norddeutschland: In Mecklenburg-Vorpommern wurden 5.584 Mini-Solaranlagen registriert, was rund 0,7 Prozent der Haushalte entspricht, in Schleswig-Holstein waren es 8.817 Geräte (0,6 Prozent der Haushalte). In beiden Bundesländern wird die Anschaffung eines Balkonkraftwerks gefördert – in Mecklenburg-Vorpommern mit 500 Euro (mittlerweile nur noch für Mieter), in Schleswig-Holstein mit 200 Euro.
In den Stadtstaaten Berlin und Hamburg ist 2023 der Anteil registrierter Balkonkraftwerke pro Haushalt mit rund 0,1 Prozent am niedrigsten. Auch in Berlin wird die Anschaffung einer Mini-Solaranlage mit 500 Euro gefördert, allerdings sind nur Mieter berechtigt und der Antrag muss vor dem Kauf gestellt werden.
Methodik
Die Zahl der registrierten Geräte wurde anhand des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur erhoben. Dort werden unter anderem alle Stromerzeugungsanlagen registriert, zu denen auch Mini-Solaranlagen gehören. Der durchschnittliche Strompreis entspricht dem Verivox-Verbraucherpreisindex Strom im Juli 2023.