Kostenlose Kreditkarte: Ein Auslaufmodell?
30.06.2016 | 09:25
Heidelberg. Für Banken wird es zunehmend schwerer, kostenlose Kreditkarten – ohne Jahresgebühr und ohne Zusatzkosten beim Bezahlen und Geld abheben – auszugeben. Noch gibt es jedoch kostenlose Angebote. Darauf verweist das unabhängige Verbraucherportal Verivox.
Auslöser der steigenden Kosten ist eine EU-Regulierung, die seit Dezember 2015 die Gebühren begrenzt, die Händler oder Hotels an die Kreditkarten-Herausgeber zahlen müssen. Diese Neuregelung der Interbankenentgelte deckelt die einst hohen Gebühren bei Zahlungen mit Kreditkarte auf 0,3 Prozent und bei Girokarten auf 0,2 Prozent der Transaktionssumme. Vor der Regulierung waren bis zu zwei Prozent fällig.
Interbankenentgelte gedeckelt: Zahlen jetzt die Kunden drauf?
Von der Vergünstigung sollten nicht nur die Händler, sondern auch die Verbraucher profitieren. Doch stattdessen müssen viele Banken aufgrund der geringeren Einnahmen neu kalkulieren und legen die Verluste auf ihre Kunden um. „Einige Banken haben bereits Gebühren erhöht. Wir erwarten, dass andere nachziehen. Davon betroffen sind auch die jährlichen Kreditkartengebühren“, sagt Guido Syré, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.
Verbraucher mit einer kostenlosen Kreditkarte profitieren hingegen. Die EU-Neuregelung hat auch dazu geführt, dass immer mehr Einzelhändler bargeldlose Zahlungen akzeptieren. „Noch gibt es kostenlose Angebote – ohne Jahresgebühr und ohne Zusatzkosten beim Bezahlen und Geld abheben. Wer sich diese sichert, der spart – zum Beispiel jetzt im Urlaub“, rät Guido Syré.
Urlaub: Sicher mit der Kreditkarte unterwegs
Die Kreditkarte ist eine bequeme Bezahlmethode auf Reisen. Wer sich für eine günstige Kreditkarte entscheidet, kann bei einem USA-Urlaub im Vergleich zu einer teuren Karte fast 130 Euro sparen – inklusive der Jahresgebühr. Das zeigt eine Modellrechnung von Verivox. Kreditkartenanbieter verlangen vom Kunden für Geldabhebungen bis zu vier Prozent und für Kartenzahlungen bis zu zwei Prozent Gebühren im Ausland.
Heben Urlauber dreimal 200 Euro an einem Bankautomaten in den USA ab, zahlen sie mit einer günstigen Kreditkarte 8 Euro Gebühren. Einkalkuliert sind dabei übliche Gebühren, wie sie viele Automatenbetreiber in den USA verlangen. Mit einer teuren Kreditkarte erhöhen sich die Kosten hingegen auf das Vierfache: auf 33 Euro. Gleiches gilt bei Kreditkartenzahlungen. Urlauber mit einer teureren Kreditkarte, die fünfmal 50 Euro bargeldlos zahlen, müssen 4,40 Euro Gebühren zahlen. Besitzer der günstigen Karte zahlen keinen Cent.
Tipps: Entspannt im Urlaub bezahlen
- Die beste Urlaubskasse besteht aus mindestens zwei verschiedenen Kredit- oder Girokarten und einer kleinen Menge Bargeld.
- Verbraucher sollten vor der Reise das Ablaufdatum ihrer Karte und ihren monatlichen Kreditrahmen überprüfen.
- Weltenbummlern, die zahlreiche Länder bereisen, ist zu empfehlen, dass sie die Bank über ihre Reiseziele informieren. Wird an ungewöhnlich vielen Orten Geld abgehoben, vermutet die Bank unter Umständen einen Betrug und sperrt die Karte vorsorglich.
- Ein Notfall-Zettel mit Konto- und Kartennummer sowie dem Sperr-Notruf (+49 116 116) im Gepäck hilft sofort beim Verlust der Karte. Aber nie die PIN-Nummer darauf notieren.
- Kommt die Kreditkarte durch Verlust oder Diebstahl abhanden, haften Reisende mit maximal 150 Euro. Bei grober Fahrlässigkeit, wenn sie zum Beispiel Karte und PIN am selben Ort aufbewahrt haben, haften Verbraucher jedoch in vollem Umfang.
- Reisende sollten stets in der Landeswährung bezahlen, nicht in Euro. Bei der automatischen Umrechnung von Fremdwährung in Euro berechnet der Betreiber des Terminals oft einen Wechselkurs, der deutlich ungünstiger ist als der Wechselkurs der heimischen Bank – bis zu 10 Prozent.
Kreditkartenfakten (Quelle: Deutsche Bundesbank):
- In Deutschland gibt es über 31 Millionen Kreditkarten.
- Etwa 32 Prozent der Deutschen verfügen über eine Kreditkarte. Der Trend zum Besitz mehrerer Karten steigt.
- Pro Jahr werden in Deutschland über 760 Millionen Transaktionen mit Kreditkarten durchgeführt.