Kfz-Versicherung für fast alle deutschen Autobesitzer teurer
03.02.2025 | 09:24
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Die Kfz-Versicherer erhöhten das zweite Jahr in Folge ihre Beiträge. Von der jüngsten Preisrunde sind 86 Prozent der deutschen Autobesitzer betroffen. Das zeigt eine Umfrage des Vergleichsportals Verivox. Die wenigsten Autobesitzer unternehmen etwas gegen die Beitragssteigerungen.
Jeder Fünfte erhält keinen höheren Schadenfreiheitsrabatt
Anhaltend hohe Preise für Ersatzteile und gestiegene Werkstattkosten belasten nach wie vor die Bilanzen der Kfz-Versicherer. Um ihre Verluste auszugleichen, erhöhen die Versicherungen die Beiträge. Laut der Verivox-Umfrage sind davon 86 Prozent der Autobesitzer in Deutschland betroffen. 66 Prozent der befragten Autobesitzer gaben an, mit ihrer letzten Rechnung eine Prämienerhöhung erhalten zu haben. Für weitere 20 Prozent ist der Beitrag stabil geblieben. Dabei handelt es sich um eine indirekte Erhöhung, weil keiner der Befragten in den vergangenen 12 Monaten einen Schaden vom Versicherer regulieren ließ – der Schadenfreiheitsrabatt hätte also steigen, die Beiträge sinken müssen.
"Wer ein Jahr lang unfallfrei fährt steigt in der Schadenfreiheitsklasse und bekommt dadurch eigentlich einen höheren Rabatt angerechnet. Der Beitrag sinkt dann", erklärt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. "Wenn der Versicherer diesen Rabatt nicht anrechnet, handelt es sich um eine sogenannte versteckte Preiserhöhung." Von einem gesunkenen Beitrag berichten hingegen nur 8 Prozent der Befragten.
Besonders häufig haben Kfz-Versicherer Preissteigerungen beim Vollkaskoschutz umgesetzt. 70 Prozent der Autofahrer mit Vollkasko-Versicherung haben eine Prämienerhöhung erhalten, für weitere 18 Prozent ist der Beitrag gleichgeblieben. Demgegenüber haben 52 Prozent der Haftpflichtversicherten eine Preiserhöhung in ihrem Briefkasten oder Postfach vorgefunden.
Keine Schonung treuer oder jüngerer Kunden
Besonders happig sind Beitragssteigerungen für Fahranfänger. Bei der Kfz-Versicherung werden sie doppelt belastet: Zum einen haben sie sich noch keinen Schadenfreiheitsrabatt erfahren und zum anderen verlangen Versicherungen aufgrund des höheren Unfallrisikos einen Aufschlag. Entsprechend stark sinken die Beiträge eigentlich in den ersten Jahren der Fahrerkarriere. Laut Verivox-Umfrage stieg die Prämie allerdings auch für 55 Prozent der 18- bis 29-Jährigen, für 27 Prozent blieb der Beitrag gleich.
Langzeit-Kunden haben ihren Versicherern schon einige Beitragseinnahmen beschert. Dennoch unterscheiden Assekuranzen bei der Zuteilung höherer Prämien nicht zwischen treuen und neueren Kunden. Auch unter den Befragten, die über 10 Jahre bei derselben Gesellschaft versichert sind, sind 83 Prozent von den Beitragssteigerungen betroffen. Bei den Autofahrern, die etwa ein Jahr bei derselben Gesellschaft versichert sind, sind es mit 82 Prozent etwa genauso viele.
Mehrheit akzeptiert die höhere Prämie
Die meisten Autofahrer nehmen höhere Beiträge einfach hin. 77 Prozent geben an, den höheren Beitrag gezahlt zu haben. "Autofahrer haben mehrere Möglichkeiten, Beitragssteigerungen entgegenzuwirken", sagt Wolfgang Schütz. "Neben einem Wechsel zu einer günstigeren Versicherung können sie auch in einen anderen Tarif ihres derzeitigen Versicherers wechseln. Eine weitere Möglichkeit ist, den bestehenden Vertrag zu überprüfen, ob beispielsweise die jährliche Fahrleistung zu hoch angegeben ist." Von diesen Optionen hat allerdings nur eine Minderheit Gebrauch gemacht.
"Auch wenn die Versicherer in den letzten beiden Jahren ihre Einnahmen steigern konnten, stehen weitere Preissteigerungen bevor", so Wolfgang Schütz. "Erste Versicherer haben bereits weitere Prämienerhöhungen angekündigt."
Methodik
Im Auftrag von Verivox hat das Marktforschungsinstitut Innofact Mitte Januar 2025 insgesamt 1.005 Personen im Alter von 18 bis 69 Jahren online befragt. Die Umfrage ist bevölkerungsrepräsentativ in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit. Die Befragten entstammen einem ISO-zertifizierten Online-Panel mit rund 500.000 Teilnehmenden.